Moderne Mobilität:Trampen für Senioren

Lesezeit: 1 min

Kochel testet ein Jahr lang zwei sogenannte Mitfahrerbänke

Von Petra Schneider, Kochel am See

Trotz einiger offener Fragen hat sich der Kochler Gemeinderat für das Projekt "Mitfahrerbänke" ausgesprochen, an dem sich bereits diverse Gemeinden im Landkreis beteiligen. Das Angebot richtet sich vor allem an ältere Menschen, die nicht mehr selbst fahren oder kein Auto haben. Sie können auf den gekennzeichneten Bänken auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Testweise für ein Jahr soll es nun zwei Standorte beim Sparkassenbrunnen in Kochel sowie an der alten Straße in Herrenkreuth geben. Bei den Holzbänken sind Gestelle mit vier klappbaren Edelstahlschildern vorgesehen, mit denen Mitfahrwillige ihren Zielort angeben können. Rund 1100 Euro muss die Gemeinde für das Projekt investieren. Mehrheitlich abgelehnt wurde der Antrag von Monika Hoffmann-Sailer(SPD), das Angebot auf vier Standorte auszuweiten.

Bürgermeister Thomas Holz (CSU) sprach sich aus Haftungsgründen klar gegen ein alternatives Konzept des Schlehdorfer Vereins oikos aus: Dieses sieht vor, dass Gemeinden M-Aufkleber an mitnahmewillige Autofahrer verteilen. Das Fahrzeug wäre dann über die Gemeinde registriert, um bei "Vorfällen" den Halter ermitteln zu können. "Da machen wir auf gar keinen Fall mit", betonte Holz. Denn es sei nicht sichergestellt, dass der registrierte Fahrer auch tatsächlich am Steuer sitze. Wie Holz sagte, sei die Haftungsfrage vom Landratsamt geprüft worden, so laute die Aussage von Ralph Seifert, Behindertenbeauftragter des Landkreises, der die Mitfahrerbänke angeregt hatte. Auf Anfrage habe die Versicherungskammer Bayern allerdings mitgeteilt, keine Stellungnahme abgeben und keinen Versicherungsschutz anbieten zu können. Auch der ADAC halte derzeit eine Bewertung für "nicht möglich", sagte Holz.

Der Hauptausschuss hatte sich grundsätzlich für das Projekt ausgesprochen. Im Gemeinderat tauchten indes Fragen auf, etwa Befürchtungen wegen nicht geklärter Haftung und Bedenken, dass die Bänke dem RVO Konkurrenz machen könnten. Auch mögliche Gefahren für Kinder wurden angesprochen, denen man als Eltern eigentlich nahelege, in kein fremdes Auto einzusteigen. Hoffmann-Sailer aber warb eindringlich für die Einführung. Mitfahrerbänke seien ein "modernes per-Anhalter-Fahren für Senioren", nicht für Kinder.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: