Das Leben ist kein Leichtes, das muss man schon so sagen, und mancher schleppt sich mit wunden Füßen durch den Alltag, gepeinigt von all den Steinen auf dem Weg. Umso beschwerlicher ist dieser Weg für alle, die hochhackig unterwegs sind. Wie dankbar ist die Dame der Schöpfung da für "Gehwohl", ein medizinisches Produkt, das ein Friseursalon seit einiger Zeit am Wolfratshauser Obermarkt anbietet. Gut, das mit dem Gehwohl hört sich ein bisschen uncool und verschwitzt an, nach Schuheinlagen, Hornhaut und Hühneraugen, wäre da nicht das Versprechen, dass mit dem erwähnten Therapeutikum, wir zitieren, "Ihre Füße wieder aufblühen".
Mal ehrlich: Das geht doch ans Herz und von dort direkt in die Fußsohlen. Nun ist es leider so, dass diese Form der Werbemetaphorik sofort Wortklauber wie unsereinen auf den Plan ruft, die auf der Lauer liegen, um solche bildmächtigen Parolen beim Wort zu nehmen, und, in diesem Falle, dem floristischen Aspekt der Aussage nachzuspüren. Blühende Füße also: Wachsen da Geranien zwischen den Zehen oder Orchideen? Müssen die gegossen und gedüngt werden, weshalb die Dame ständig Wasser in den Schuhen hätte? Würde sie regelmäßig zum Fußgärtner gehen? "Einmal Schneiden und Umgraben bitte, und etwas gegen Blattläuse!" Solche Fragen muss man als Mann, der seinen Lebensweg in solidem Schuhwerk zurücklegt, stellen dürfen.
Sollte man sich aber darüber lustig machen? Natürlich nicht, denn auch Männerfüße können grundsätzlich blühen und gewiss sogar Früchte tragen, wenngleich da die Vegetation sich vermutlich eher in Richtung Nutzpflanzen entwickeln würde - Kohlrabi, Speckkartoffeln und Möhren vielleicht. Bei alledem muss darauf geachtet werden, dass sich nicht eine gänzlich unerwünschte Flora am Fuß ansiedelt, Kräuter aus dem sogenannten Stinkgarten etwa. Da gib es den Blühenden Drachenwurz, dem scharfer Aasgeruch nachgesagt wird, den Blutroten Hartriegel, der olfaktorisch an Heringslake erinnert, und das Dreiblatt, das gerne wie nasser Hund müffelt. Wenn sowas auf den Füßen blüht, dann bitte, Gehwohl hin, Gehwohl her, die Schuhe anbehalten!