Mitten in Wolfratshausen:Frühstück bei Maria

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Warum ein Kaffeehaus zwischen Loisach und Marktstraße am Platz bleiben sollte

Kolumne von Sibylle Haas

Zwischen Loisach und Marktstraße in Wolfratshausen liegt ein Kaffeehaus der besonderen Art. Nicht das Kaffeehaus als solches macht das Besondere aus, sondern - nennen wir sie - Maria. Maria arbeitet dort hinter der Theke, sie verkauft Kuchen und Croissants. Maria ist immer gut gelaunt und hat stets ein aufmunterndes Wort parat. Maria spürt, wenn es mal nicht so läuft oder es der Kundin an diesem Morgen arg pressiert.

"Waren Sie brav am Wochenende", sagt sie dann lachend mit Blick auf den weißblauen Himmel. "Es wird Frühling", fügt sie an, "und auch wieder wärmer." Jeden Tag packt sie das Croissant schon in eine Tüte, obwohl die Kundin noch gar nicht da ist. Schon an der Türschwelle winkt sie ein freudiges Hallo entgegen, den Namen der Kundin hat sie sich schon längst gemerkt. Oft müssen sogar andere warten, damit sie rasch die Tüte mit dem Croissant über die Theke reichen kann.

"Gestern habe ich Sie vermisst." Der Satz ist als Frage formuliert, keineswegs aufdringlich - Maria ist ein höflicher Mensch. Maria begleitet oft durch den Tag am Schreibtisch, da das Croissant nicht mit einem Male, sondern Bissen für Bissen über mehrere Stunden hinweg verspeist wird. So bleibt der Gedanke an einen überaus freundlichen Menschen auch im Bürostress wach.

Kürzlich bestellte die Kundin zusätzlich zum Croissant noch einen Kaffee zum Mitnehmen - und fand ein kleines Gebäckstück auf dem Deckel. Der Beginn des Bürotages wäre ohne Maria trister. Schön, dass es das Kaffeehaus zwischen Loisach und Marktstraße gibt, und die Kundin hofft sehr, dass dieses noch lange am Platz bleiben wird.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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