Mitten in Wolfratshausen:Der geheimnisvolle Herr Feedback

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Offenbar hat sich bei der jüngsten Bürgerbeteiligung ein Wolfratshauser besonders hervorgetan. Die Plakate kündigen eine "Abschlussveranstaltung mit Bürger Feedback" an...

Kolumne Von Konstantin Kaip

Bei der Bürgerbeteiligung zur Aufwertung ihrer Altstadt haben viele Wolfratshauser mitgemacht und Ideen gesammelt, wie die Marktstraße attraktiver werden könnte. Einer hat sich dabei anscheinend besonders hervorgetan. Denn am Mittwoch, 10. April, werden die Ergebnisse öffentlich in der Loisachhalle vorgestellt ( 19 Uhr). Und auf den Plakaten, die in der ganzen Stadt darauf hinweisen, steht: "Abschlussveranstaltung mit Bürger Feedback".

Zu Recht fragen sich nun viele, wer denn dieser Herr Feedback ist. Es gibt schließlich zahlreiche engagierte Wolfratshauser, die schon sehr lange in der Stadt wohnen, sich am Dialog mit Kreativtag und anderen Veranstaltungen aktiv beteiligt haben, und trotzdem noch nie von ihm gehört haben. Der Name könnte niederländischen oder britischen Ursprungs sein. Vielleicht wohnt Herr Feedback in einem abgelegen Anwesen im Bergwald und hat im Hintergrund des ganzen Beteiligungsprozesses einen Masterplan für die Altstadt eingereicht, den er nun seinen Mitbürgern vorstellen will.

Solche Mutmaßungen sind angebracht. In Wahrheit aber wird sie kaum jemand anstellen. Genau wie die Gestalter des Plakates verstehen die meisten Leser sofort, dass darauf ein "Bürger-Feedback" angekündigt wird, auch ohne den Bindestrich: Alle Wolfratshauser dürfen ihre Meinung sagen, egal wie sie heißen. Die in der deutschen Sprache bei zusammengesetzten Wörtern eigentlich obligatorische Kopplung - falls man sie nicht gleich zusammenschreibt - halten nämlich inzwischen immer mehr für verzichtbar. Nach Vorbild des Englischen, wo der Parkplatz parking lot heißt, nennen sie sich "Alzheimer Gesellschaft", "Franz Marc Museum" oder "Bayern SPD". Das Weglassen des Bindestrichs gilt als schick, wie einst das ebenfalls aus dem angelsächsischen Sprachraum übernommene Genitiv-Apostroph, das noch heute Einrichtungen wie "Inge's Bistro" und "Uwe's Waschsalon" ziert. Die Zwei-Wort-Mode ist zum Nachfolger des Deppen-Apostrophs geworden. In der Loisach Halle spricht übrigens auch der Bürger Meister über den Unter Markt.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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