Mitten in Wolfratshausen:Beamtenmund tut Wahres kund

Öffentliches sollte auch öffentlich sein - wenn man denn weiß, wo man es findet

Von Konstantin Kaip

Wer weiß schon, was in Thomas Wenig vorging, als in der Wolfratshauser Bauausschusssitzung am Mittwoch der Tagesordnungspunkt Zehn aufgerufen wurde? Wohl nur er selbst. Wenig arbeitet im Bauamt und verfügt als Verwaltungsmitarbeiter über die Disziplin, in Sitzungen stets neutral zu schauen. Vor allem aber redet er, wie alle seine Kollegen, nur dann, wenn er direkt gefragt oder ihm vom Bürgermeister das Wort erteilt wird.

Das ist schade. Denn hätte er sich auch mal melden dürfen, wäre Bürgermeister Klaus Heilinglechner vielleicht rechtzeitig um 20 Uhr in München gewesen, um sich die Premiere des Flößerfilms anzusehen. So aber saß er, als der Kinovorhang aufging, noch im Sitzungssaal. Denn bei Punkt Zehn ging es um einen Antrag der Grünen: Man möge der Fraktionsvorsitzenden Annette Heinloth Einsicht in die Ausschreibungsunterlagen für die Machbarkeitsstudie zur Schulentwicklung am Hammerschmiedweg geben, forderte Stadtrat Hans Schmidt. Schließlich müsse sie wissen, ob der Text auch den Forderungen des Stadtrats entspreche, um beim dringenden Schulumbau nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Darauf entspann sich eine intensive Diskussion um den Schulentwicklungsplan und Transparenz, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Die Stadträte debattierten, bis der Bürgermeister Wenig das Wort gab.

Der erklärte ruhig, dass die europaweite Ausschreibung laufe, die sehr komplex sei. Die Verwaltung habe minutiös auf den Text geachtet, der übrigens im Internet über das Informationssystem Simap zu lesen sei - und zwar für jeden. Er schicke gerne den Link. Schmidt schloss dann die halbstündige Debatte ab - indem er seinen Antrag zurückzog.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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