Manche Geschichten machen den Zuhörer sprachlos. Und dann fährt auch noch mit heulenden Sirenen ein Krankenwagen vorbei, wie um an die Neujahrsnacht mit dem verheerenden Brand an der Sudetenstraße zu erinnern. Der ist im Geretsrieder Bar-Café Da Daniele noch täglich Thema: Das Lokal liegt nur zwei Stockwerke unter den ausgebrannten Wohnungen, seine Gäste feierten dort gerade das neue Jahr, als das Feuer ausbrach. Sie verließen das Lokal mit dem Eintreffen der Löschwagen, überrascht von den meterhoch lodernden Flammen über ihren Köpfen. Die vier betroffenen Wohnungen sind für Monate nicht bewohnbar. Ein Vater holte am Freitag noch ein paar unversehrt gebliebene Akten aus seiner Wohnung, das Spielzeug seines zwei Jahre alten Sohns ist zerstört.
Sobald sich Barbesitzerin Agata Sangermano die Schürze umlegt, drehen sich die Gespräche um das Feuer. Die Leute wollen wissen, was passiert ist, wie es passiert ist, wie es den Familien geht. Unter den Stammgästen sind auch Betroffene, die in der Neujahrsnacht alles verloren haben. Und dann kommt diese Frau herein. Eine Rentnerin, erzählt Sangermano. "Und die hat gesagt: Ach, da haben eh nur Penner gewohnt." Sie schüttelt den Kopf. "In diesem Moment hätte ich am liebsten ..." Aber dann verlieren sich die Worte, weil laute Sirenen durch die Sudetenstraße heulen, wie vor wenigen Tagen, im Feuerwerksnebel der Neujahrsnacht. Sangermano reckt den Hals, schaut durch die Fenster auf den nächtlichen Parkplatz, die Straße, den Krankenwagen, der vorbeischießt. Kurz darauf noch einer. Dann ein, zwei Polizeiwagen. "Ich kann nicht mehr. Was ist da nur schon wieder los?" Ein Kaminbrand, erklärt die Geretsrieder Polizeiinspektion auf Nachfrage. Passiert sei weiter nichts. Die Anspannung bleibt. Und die Sprachlosigkeit.