Mitten in der Region:Die alte Dame und der Betrüger

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Bei aller Abscheu vor der verbrecherischen Niedertracht dieser kriminellen Elemente gibt es auch immer wieder Geschichten, die Hoffnung stiften...

Glosse von LINUS FREYMARK

Senioren gelten bei Betrügern als leichte Opfer: freundlich, gutgläubig und im Idealfall auch ein bisschen senil. Ganoven lieben das. Und so versuchen sie immer wieder mit verschiedensten Maschen, fette Beute zu machen und ältere Menschen um ihr Geld zu bringen. Mal ist ein vermeintlicher Enkel am Telefon, der in höchster Not seine Schulden bezahlen muss. Oder es ist ein fürchterlicher Unfall passiert, der eine Bargeldsumme erfordert. Beliebt ist auch die Masche mit dem Polizisten, der dankenswerterweise anbietet, Bargeld, Schmuck und alle im Haushalt befindlichen Wertsachen zu verwahren, bis eine Verbrecherbande in der Nachbarschaft gefasst ist. Der Trick funktioniert immer wieder - und die Sachen sind auf Nimmerwiedersehen weg. Mantraartig warnt die Polizei: Nein, Beamte nehmen niemals Wertgegenstände entgegen!

Neu im einfallsreichen Repertoire der kriminellen Elemente ist nun folgender Trick: Unlängst berichtete die Polizei über einen Ganoven, der drei Rentnern die EC-Karte samt Pin abluchste. Erst überredete er die Senioren freundlich nach dem Geldabheben am Automaten, ihre Karte ein weiteres Mal einzustecken und auch die Geheimzahl einzugeben. Anschließend aber klaute er die Bankkarte und hob mehrere tausend Euro ab. Mit etwas gesundem Misstrauen hätte man vielleicht auch selbst drauf kommen können, dass hier etwas nicht stimmt.

Doch bei aller Abscheu vor der verbrecherischen Niedertracht dieser kriminellen Elemente gibt es auch immer wieder Geschichten, die Hoffnung stiften. Denn längst sind nicht alle Senioren so leicht um ihr Geld zu bringen, wie ein offenbar noch nicht ganz so mit seinem Metier vertrauter Trickbetrüger kürzlich feststellen musste. Er wurde das Opfer einer 77-jährigen Seniorin, teilt die Polizei mit. Die Frau hatte am Bankomaten gerade Geld abgehoben, als ein ihr unbekannter Mann überraschend einen Zehn-Euro-Schein präsentierte. Er habe die Banknote nach ihrer Transaktion aus dem Gerät gezogen.

Vielleicht steckten in der Maschine ja noch mehr Scheine? Und so schlug er vor, ob sie nicht noch einmal ihre Pin eingeben wolle, um nachzusehen. Doch die alte Dame wollte nicht. Stattdessen nahm sie dem Möchtegern-Betrüger wortlos den Schein aus der Hand - und ging einfach davon.

© SZ vom 28.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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