Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Das ist einer dieser schönen lebensweisen Sätze, die einen über Generationen begleiten und die aller Wegwerfmentalität zum Trotz viele Menschen offenbar noch immer im Alltag prägen. Insbesondere, wenn es sich um schöne oder seltene Dinge handelt, neigen Sparfüchse zu eigentümlichen Verhaltensweisen.
Im Familien- und im Kollegenkreis gibt es zum Beispiel nicht wenige, die ganz gerne Schätze in den Tiefen ihrer Schränke hüten. Jene etwa, die vorzugsweise gute, teure handgeschöpfte Schokolade aus der Schweiz oder aus Belgien als Geburtstagsgeschenke empfangen und sofort verschwinden lassen. Heute hat das Naschwerk einen pudrig-schlierigen, weißen Überzug und schmeckt höchstwahrscheinlich nicht mehr feinherb, sondern eher grob muffig im Abgang. Oder all jene Spätburgunder und Rieslinge, die im Laufe der Jahre im Keller nicht an Wert gewannen, sondern an Kork, und die heute hervorragend als essigsaurer Kalklöser dienen könnten. Wenn sie denn nicht noch immer gehortet würden. Der Klassiker aber: Das gute Geschirr. Seit Jahrzehnten wird es bei vielen aufbewahrt und braucht jede Menge Platz, wird aber niemals benutzt. Denn dafür bräuchte es schon einen so unfassbar großen Anlass, dass er unweigerlich so angespannt zelebriert werden würde, dass mindestens die Hälfte zu Bruch ginge. Also bleibt es, wo es ist. Für später.
Ganz anders da Wolfratshausen. Die Beteiligten der Sportlergala erschienen alle - dem Anlass entsprechend - im feinen Tuch. Und kein einziger hatte sein gutes Sakko oder das kleine Schwarze da herausgeholt, wo er es schon Jahrzehnte zuvor deponiert hatte. Kein Revers zu sehen, das in etwa der Mode der frühen Achtzigerjahre entsprochen hätte. Der Bürgermeister selbst hatte gar extra in neue, weiße Turnschuhe zum dunklen Anzug investiert. Gewagte Kombi? Nun, wie heißt es so schön im Sport: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.