Mitten in Bad Tölz:Handgranaten im Nachlass

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Wer auf dem Speicher unerwartet Erbstücke aufstöbert, freut sich in den meisten Fällen darüber. In seltenen Fällen packt er sie ein und fährt damit direkt zur nächsten Polizeidienststelle

Kolumne von Benjamin Emonts

Gelegentlich finden Menschen in Vergessenheit geratene Schätze wie alte Briefmarken oder kostbare Schmuckstücke, die seit Jahrzehnten auf dem Speicher verstaut waren und von niemandem jemals entdeckt wurden. Die Finder sind dann meist sehr glücklich. Beim nächstgelegenen Auktionshaus oder Antiquitätengeschäft münzen sie ihre Raritäten in Bares um. Quasi im Vorbeigehen wird so der nächste Kurzurlaub finanziert.

Dass es mit den gefundenen Erbstücken aber auch ganz anders laufen kann, zeigt nun ein Fall aus Bad Tölz. Nachdem eine Frau im Nachlass ihres Vaters gestöbert hatte, hielt sie es für klüger, mit ihrem Fund direkt zur örtlichen Polizeidienststelle zu fahren. Die Tölzer Beamten gerieten dann ziemlich ins Staunen, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mitteilt. Dem ersten Anschein nach hatte die Frau ihnen mehrere Dynamitstangen, ein Dutzend Handgranatenzünder sowie etliche Sprengkapseln mitgebracht. Zum Spaßen war danach niemandem mehr zumute. Der Parkplatz der Dienststelle wurde sofort großräumig abgesperrt und das Technische Sprengkommando alarmiert. Erst nach der Begutachtung durch die Spezialisten entpuppten sich die vermeintlichen Dynamitstangen als nicht näher klassifizierbare pyrotechnische Gegenstände. Sie wurden, wie auch der Rest der explosiven Ware, dem Bayerischen Landeskriminalamt zur näheren Untersuchung übersandt.

Solch explosive Funde sind offenbar kein Einzelfall. Im Landratsamt Altötting wurde Ende Juni freundlicherweise eine Handgranate im Büro des Sachbearbeiters für Waffenrecht abgegeben. Zahlreiche Zimmer im Umkreis des Büros wurden geräumt, bis sich der Gegenstand als Übungshandgranate herausgestellt hatte. Das Polizeipräsidium warnt eindringlich davor, Waffen, Munition oder Sprengstoffe anzufassen, geschweige denn zu bewegen. Das sei lebensgefährlich und strafbar. Wer sich richtig verhalten wolle, der fertige Fotos des Gegenstands an und bringe sie umgehend der Polizei.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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