Mitten in Bad Tölz:Die Suche nach der gelben Tonne

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Für fast alles gibt es in diesem Land genaue Regeln. Auch wenn diese einen manchmal in die Irre führen statt zum nächsten Restmüllcontainer...

Von Klaus Schieder

Mit dem neuen Jahr kommt auch die gelbe Tonne für Shampooflaschen, Joghurtbecher, Folien und dergleichen Verpackungsmüll, was die Zahl der Fahrten zur Wertstoffinsel erheblich reduzieren dürfte. Das ist insofern bedauerlich, als wir dort immer wieder mal auf einen Müllexperten trafen, der uns ungefragt und gebührenfrei etwa den richtigen Umgang mit Milchkartons zeigte. "Sie müssen den Karton so falten, so und so, dann passt mehr rein", dozierte ein solcher Professor Unrat kurz vor Weihnachten und zog eine Braue in die Höhe: "Haben Sie verstanden?" Derlei Begegnungen werden uns fehlen, erinnerten sie uns doch daran, warum Deutschland auch als Land der Oberlehrer . . . , nun gut.

Die Aufsichtsfunktion in einem Wohnblock haben mittlerweile Hausverwaltungen übernommen. In ihren Aushängen weisen manche dieser Dienstleister in schneidend-süffisantem Ton die Bewohner gerne auf ihr pubertäres Fehlverhalten hin, da können einige Schulrektoren noch was lernen. Ende 2017 flatterte ein Hinweisschreiben der Hausverwaltung auch in unseren Briefkasten, worin es um die gelbe Tonne für die Wohnanlage ging. Das Problem: Es gibt ringsum drei Müllhäuschen, die alle ungefähr 50 Meter voneinander entfernt liegen. Weil in den Abfallhütten 1b und 1c kein Platz für die gelben Tonnen ist, in 1a allerdings schon, kommen große Restmüllcontainer nun statt der grauen Tonnen in 1b und 1c, nicht aber in 1a, weil dort die gelben Tonnen stehen werden, allerdings werden in 1b wegen einer Eisentreppe doch keine großen Restmüllcontainer zu finden sein, sondern nur in 1c, weshalb alle grünen Papiertonnen in 1b . . . und so fort.

Sofern wir verstanden haben, gehen die Mieter fortan mit ihren Müllsäcken also auf eine Wanderung rund um den Block. Schließlich kann ja niemand erwarten, dass die Gesellschaft der Wohneigentümer aus eigener Tasche eine praktikablere Lösung finanziert, dafür sind die Mieten in Bad Tölz noch zu sehr Peanuts. Aber das Ganze hat einen Vorteil: Auf der Ausflugstour begegnen wir sicher einem Nachbarn, der uns sagt, wie Konservendosen richtig zerdrückt werden.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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