Mitten auf der B 11:Flirt mit dem Fuchs

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Wenn Großstädter auf die ländliche Fauna treffen...

Kolumne Von Sibylle Haas

Pendler können ein Lied davon singen: Wer im Berufsverkehr über den Mittleren Ring in München fahren muss, braucht gute Nerven. Da geht es im Schritttempo von einer roten Ampel zur nächsten. Da wird gehupt, gebremst und geflucht. Da werden Autofahrer von Radlfahrern überholt und da braucht man nicht selten mehr als eine Stunde für wenige Kilometer.

Wie schön ist es doch, endlich dem Verkehr davonzufahren, ins Vorgebirge - zum Beispiel von München nach Wolfratshausen auf der B 11. Man hat morgens und abends die Straße für sich allein. Man kann davoneilen oder - vielleicht lohnend bei Föhn - gemütlich tuckern und den Blick auf die Berge genießen. Man kommt durch beschauliche Ortschaften, fährt im Sommer an grasenden Kühen vorbei und kann Landwirte auf ihren Feldern beobachten. Kein Stau, kein Gehupe, kein Großstadtlärm. Idylle pur.

Die Ruhe erfreut freilich nicht nur stressgeplagte Großstädter. Auch andere Lebewesen zieht es hin und wieder auf die B11. So geschehen vor wenigen Tagen. Es fuhr die Großstädterin übers Land und traute ihren Augen nicht: Denn es saß ein Fuchs mitten auf der Bundesstraße und wollte sich nicht wegbewegen. Die Städterin bremste bis zum Stillstand ihres Autos, dem glücklicherweise kein anderes gefolgt war. Der Fuchs blieb sitzen und beide, Fuchs und Mensch, blickten sich eine Weile fassungslos an. Der eine, weil er so ein großes Tier so nah wohl noch nicht gesehen hatte. Und die andere, weil der Befellte sich nicht von der Stelle rührte. Und fast schien es, als sende der Pelz einen Dankesgruß wegen des Bremsmanövers hinüber. Dann drehte sich der Fuchs ab und verschwand in den Feldern. Das Oberland birgt manche Überraschung. Die Begegnung mit einem Fuchs gehört wohl dazu. Auf dem Mittleren Ring erlebt man dergleichen nicht. Da gibt es nervige und stressgeplagte Berufspendler in Blechbüchsen.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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