Mittelschule Geretsried:Mangelhaft bis ungenügend

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Weil mit der Zusammenlegung der Hauptschulen eine Sekretärin eingespart wurde, ist die Rektorin überlastet, der Elternbeiratsvorsitzende stinksauer - und Bürgermeisterin Irmer überlegt, die Fusion rückgängig zu machen.

Isabel Meixner und Bernhard Lohr

Rektorat und Elternbeirat der Mittelschule Geretsried schlagen Alarm: Mit der Zusammenlegung der Karl-Lederer- und der Adalbert-Stifter-Hauptschule im vorigen Schuljahr hat das bayerische Kultusministerium eine Sekretärinnenstelle eingespart - obwohl die Schule an zwei Standorten weiterexistiert. Seither müssen Rektorin Eva-Maria Hörmann und ihre Kollegen an zwei Tagen pro Woche die Aufgaben der Sekretärin übernehmen, zusätzlich zu Unterricht, Elterngesprächen und Korrekturen. "Wir sind nur am Rödeln. Ich breche zusammen", klagt Hörmann angesichts der Mehrfachbelastung.

Telefonieren, Mailen, mit Eltern sprechen, unterrichten: Seit der Fusion der beiden Hauptschulen muss Rektorin Eva-Maria Hörmann teilweise auch den Job der Sekretärin ausüben. "Ich breche zusammen", sagt sie. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im Kultusministerium ist man sich der angespannten Lage bewusst. Dennoch stehe der Mittelschule Geretsried mit ihren 30 Klassen und 412 Schülern laut den gültigen Zuteilungsrichtlinien nur eine Zweidrittelstelle zu, so ein Sprecher. Erst wenn eine Schule 31 Klassen oder mehr hat, erhält sie eine Vollzeitstelle für Sekretärinnen.

Bei den Betroffenen stößt diese Haltung des Kultusministeriums auf Unverständnis. "Ich habe eine so tolle Rektorin, dir mir kaputt gemacht wird", macht der Vorsitzende des Elternbeirats, Jörg Reiners, seinem Unmut Luft. Mit der Fusion habe das Kultusministerium "ein Heidengeld" bei der Streichung der zweiten Rektor- und Konrektorenstelle gespart. Und nun nur noch eine Sekretärin - "sind die denn noch zu retten?", fragt der Elternbeiratsvorsitzende, der derzeit Unterschriften für eine Vollzeit-Sekretärinnenstelle sammelt.

An zwei Tagen ist das Sekretariat unbesetzt

Bürgermeisterin Cornelia Irmer sagte der Süddeutschen Zeitung, die erhofften Vorteile aus der Fusion der beiden Hauptschulen zu einer Mittelschule würden durch die Nachteile aufgehoben. Es sei zu überlegen, ob die Schulen im Extremfall wieder getrennt werden sollen.

In der Adalbert-Stifter-Hauptschule ist das Sekretariat 13 Stunden pro Woche besetzt, in Karl-Lederer-Haus 18 Stunden. "An zwei Tagen ist die Sekretärin nicht da. Wir brauchen einfach eine Sekretärin", betont Eva-Maria Hörmann. Zu der regulären Schularbeit komme hinzu, dass die Mittelschule ein sozial schwieriges Umfeld habe und viele Elterngespräche geführt werden müssten. "Das sieht keiner", klagt Hörmann.

Die Leidtragenden der Situation seien die Kinder, die daheim anrufen wollen oder ein Pflaster bräuchten, und die Eltern, deren Telefonate der Anrufbeantworter entgegennimmt. Das bringt Jörg Reiners auf die Palme: "Wenn es aus einem Zimmer rausraucht und ein Passant die Schule anruft, geht der Anrufbeantworter hin. Das kann und darf nicht sein."

"Da kriege ich so einen Hals"

Bereits vor einem Jahr wurde über den Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband dazu eine Petition eingereicht, eine Antwort oder sonstige Reaktion des Kultusministerium erhielt die Schule nicht. "Da kriege ich so einen Hals", sagt Reiners. Auf den Zustand ist auch Landtagsabgeordneter Florian Streibl (Freie Wähler) aufmerksam geworden; sein Büro kündigte Reiners an, Streibl werde Kultusminister Ludwig Spaenle auf die Problematik der angespannte Situation der Mittelschule ansprechen.

Der Elternbeiratsvorsitzende kündigte an, sich notfalls an die Sendung Stern-TV zu werden, sollte das Kultusministerium nicht handeln: "Ich muss für meine Schüler schauen, dass der Zustand beendet wird. Wenn es um Gefahr für die Kinder geht, werde ich stinksauer."

© SZ vom 11.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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