Mit oder ohne Maffay-Portrait:Heimat einfach anders

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Kulturverein Isar-Loisach bekommt 30 000 Euro für Veranstaltungsreihe in Geretsried. Ein Bildankauf bleibt aber umstritten

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) erhält von der Stadt Geretsried 30 000 Euro für eine Veranstaltungsreihe "Geretsried - einfach andere Heimat". Der Kulturausschuss des Stadtrats hat dies am Dienstag einstimmig gebilligt, allerdings unter der Maßgabe, dass Bürgermeister Michael Müller (CSU) und Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU) noch einmal mit den Organisatorinnen um Assunta Tammelleo die Details des Programms absprechen. Die meisten fanden zwar die ums Thema "Heimat" kreisenden Aktionen mit Kindern und ein fürs Geretsrieder Waldfest angekündigtes Konzert mit The Heimatdamisch gut, nicht aber die Idee, die Stadt könne der Königsdorfer Künstlerin Bo Starker ein Porträt von Peter Maffay abkaufen.

Der Titel der für 2018 vorgesehenen Reihe rekurriert einerseits auf den Slogan der Stadt: "Geretsried - einfach anders", andererseits darauf, dass Geretsried im Wesentlichen nach dem Zweiten Weltkrieg von Heimatvertriebenen aufgebaut wurde und sich heute als für Menschen aus allen Ländern offen präsentiert. Der KIL nennt seine geplante Reihe eine "kulturelle Stadtbelebung". Die einzelnen Punkte sind im März 2018 zwei Mal-Wochen an Kindergärten und Grundschulen zu "Meine Heimat - Deine Heimat - Unsere Heimat". Die Ergebnisse sollen im April im Stadtmuseum ausgestellt werden; dazu soll es ein Büffet mit "Spezialitäten aus allen Heimaten" geben. Unklar ist nach der Diskussion im Ausschuss, ob der für Mai/Juni genannte Programmpunkt stattfindet: der Ankauf eines von Bo Starker gemalten Porträts des Rocksängers Peter Maffay mit feierlicher Übergabe an die Stadt. Der Verein schreibt zur Begründung, der aus Rumänien stammende Maffay sei "einer der erfolgreichsten noch lebenden Künstler mit Vertriebenenhintergrund", der sich mit seiner Stiftung für Kinder engagiere und überdies eindeutig gegen rechts Stellung nehme - "was aktuell wieder besonders wichtig ist".

Im September 2018 soll die Reihe mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion enden. Über das Thema Heimat sollen nach KIL-Plan diskutieren: Maffay, die deutsche Rapperin Ebow, die türkische Wurzeln hat, der in Pakistan geborene Rapper Ali As, der Geretsrieder Musiker Roland Hammerschmied, der aus dem Egerland stammt, und der aus Italien gebürtige Gastronom Umile Amido; als Moderator ist der ehemalige Fußball-Profi Mehmet Scholl vorgesehen. Der KIL nennt als mögliche Sponsoren seiner Heimat-Reihe diverse Verbrauchermärkte und die Sparkasse.

Bürgermeister Müller sprach sich mit starkem Nachdruck für das ganze Vorhaben aus und wies den Einwand des Kulturreferenten zurück, die Reihe kollidiere mit dem städtischen Festival Kulturherbst. Dieser sei "unser Highlight", sagte Müller, es gebe aber seiner Ansicht nach keinen Grund, andere Formen der Kulturarbeit nicht auch zu fördern. Ihm gehe es darum, der Kultur grundsätzlich in der Stadt mehr Raum zu geben. "Das ist etwas, was wir uns leisten sollten."

Stadträte aller Fraktionen sahen aber keinen Grund, warum Geretsried ausgerechnet ein Porträt von Peter Maffay erwerben solle: Davon sei sie "nicht grad begeistert", sagte Karin Schmid (CSU). Dennoch billigte der Ausschuss am Ende einstimmig den Zuschuss von 30 000 Euro und beauftragte Müller und Ketelhut, noch einmal mit den KIL-Verantwortlichen zu sprechen. Auf Nachfrage, ob das überarbeitete Programm dem Ausschuss dann noch einmal vorgelegt werde, sagte der Bürgermeister Nein.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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