Meistersolisten im Isartal:Rares Repertoire

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Die Verbindung von Streichern und Bläsern ist selten auf den Podien der Kammermusik. Das Linos Ensemble bot die Gelegenheit, genau dies zu hören. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Linos Ensemble entzückt das Publikum

Von Sabine Näher, Icking

Liebhaber der Kammermusik sind meist speziell interessiert: Die einen gehen nur ins Streichquartett, andere schätzen gerade die Verbindung Streicher plus Klavier. Reine Bläserensembles sind schon weit seltener zu hören. Und die Verbindung von Streichern und Bläsern, obwohl sie in jedem Orchester zusammen wirken, kommt auf dem Kammermusikpodium kaum vor. Das Linos Ensemble bot am Samstagabend im Ickinger Gymnasium die Gelegenheit, genau dies zu erleben.

Diejenigen, die sich eingefunden hatten, erlebten einen im ersten Teil interessanten und kurzweiligen, im zweiten Teil darüber hinaus erfüllten Konzertabend. Das vom Oboisten Klaus Becker 1977 gegründete Linos Ensemble war in den Jahrzehnten seines Bestehens zwar oft als reine Bläservereinigung unterwegs, gleichwohl von Anbeginn als gemischtes Ensemble angelegt. Da in Icking das berühmte Septett für Streicher und Bläser Es-Dur von Beethoven im Mittelpunkt des Programms stand, war die Besetzung für diesen Abend vorgegeben: Violine (Winfried Rademacher), Viola (Matthias Buchholz), Violoncello (Mario Blaumer), Kontrabass (Jörg Linowitzki), Klarinette (Rainer Müller-van-Recum), Fagott (Bence Boganyi) und Horn (Felix Dervaux). Für die Auswahl der weiteren Werke schaute man dann, was sich mit den vorhandenen Instrumenten so machen ließ. Das Ensemble hatte sich für einen bunten Strauss entschieden. Franz Schuberts Streichtriosatz (Geige, Bratsche, Cello) eröffnete den Abend in einem recht forschen Tempo, gleichwohl detailreich ausmusiziert. Aber so ganz wollte sich der typisch Schubertsche Tonfall, der den schmerzlichen Abgrund hinter den vordergründig schönen Tönen ahnen lässt, nicht einstellen. Wirklich rares Repertoire folgte mit Carl Nielsens Quintett für Violoncello, Kontrabass, Klarinette, Fagott und Horn "Serenata in vano". Diese Klangkombination ist kaum je zu hören. Ein elegisches Cello-Solo bezauberte und wurde abgelöst vom sich aussingenden Horn; das Fagott stand im völlig gleichberechtigten Dialog mit der Klarinette; selbst der Kontrabass hatte seinen solistischen Auftritt.

Reines Vergnügen dann bei Franz Hasenöhrls "Till Eugenspiegel einmal anders". Obwohl nur die Geige an die Stelle des Cellos trat, hatten es die Zuhörer statt der eben gehörten Kammermusik nun mit einem eingedampften Orchestersatz zu tun. Die fünf Musiker boten gleichsam den Extrakt der berühmten Strauss'schen Sinfonischen Dichtung "Till Eulenspiegels lustige Streiche". Das war durchaus vergnüglich, ließ aber doch hin und wieder den üppigen Orchestersound, den man bei einem solchen Hit im Ohr hat, vermissen.

Ziel- und Höhepunkt war Beethovens Septett nach der Pause. Ein groß dimensioniertes, in sechs Sätzen angelegtes Werk, das zu den Perlen des Repertoires gehört. Und trotz der Besetzung, die die Orchesterstimmen abbilden könnte, ist es im Gegensatz zum Stück zuvor eben originäre Kammermusik. Der 1. Satz versprühte Esprit, brachte fröhliche Ausgelassenheit und zeigte perfekte musikalische Kommunikation. Eine seelenvolle Kantilene der Klarinette eröffnete den 2. Satz, abgelöst von der Geige, die die Klarinette sanft umspielte. Die übrigen Instrumente legten ihnen einen samtenen Teppich aus. Dann durfte das oft verkannte Fagott beweisen, dass es ebenso viel Zartgefühl hat. Das Menuett brachte einen Wienerischen Tonfall, tänzerisch graziöse Anmut, jedoch wie mit Widerhaken versehen, quasi ein ironischer Kommentar zur glatten Gefälligkeit. Der Schlusssatz hob an wie ein Trauermarsch und entwickelte sich dann zum jubelnden Abgesang. Das Publikum spendete begeisterten Applaus.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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