Mariä Himmelfahrt:Zum Leben erweckt

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Kochel am See feiert den Heimattag - inklusive Schmied

Von Julia Sturm, Kochel am See

Blasmusik und blauer Himmel, im Hintergrund die Alpen - vor einer Kulisse, wie man sie schöner nicht malen könnte, hat die Gemeinde Kochel am See den Heimattag mit Festgottesdienst und Trachtenumzug gefeiert. Die ersten Besucher und Touristen warten schon am Straßenrand, als der Festzug von der Kirche St. Michael am Schmied-von-Kochel-Denkmal vorbeizieht. Die Gemeinde hat sich rausgeputzt, Frauen und Männer tragen prächtige Festtagstracht - viele von ihnen sind mit Blumen geschmückt. Feuerwehr, Blaskapelle und der Traditionsverein der Kochler Gebirgsschützen präsentieren ihre Uniformen.

Ein ernst dreinblickender Mann mit grauem Bart und Haar fällt dabei mit seiner braunen Lederschürze und den hochgekrempelten Hemdsärmeln etwas aus der Reihe. In einer Hand eine Keule, in der anderen eine weißblaue Fahne marschiert er den Gebirgsschützen vorneweg. Der Schmied von Kochel, die wohl bekannteste Sagengestalt der Region, wird alljährlich beim Festzug zum Leben erweckt. Die bayerische Heldenfigur soll den Bauernaufstand gegen die Habsburgische Besatzungsmacht angeführt haben und in der Sendlinger Mordweihnacht 1705 heldenhaft als letzter gefallen sein. Ob es einen solchen Schmied aus Kochel wirklich gab, ist umstritten, doch noch heute dient er den Kochlern als Wahrzeichen.

Ulf Grüllmayer von der Gebirgsschützenkompanie verkörpert den Schmied beim Festzug - und das schon seit 1989. Keule und Fahne zu tragen mache ihm nichts aus, daran sei er gewöhnt, sagt der ehemalige Polizist und heutige Pensionist.

Mit dem Heimattag immer an Mariä Himmelfahrt pflegen die Kochler alte Traditionen. "Die Frauen des Festumzuges tragen Sträuße aus heimischen Kräutern mit sich", erklärt Annemarie Schrödinger, Mitglied des Gebirgsschützenvereins. Die Kräuterbuschen werden traditionsgemäß an Mariä Himmelfahrt im Gottesdienst gesegnet und anschließend im Haus aufgehängt, um die Bewohner vor Unheil zu schützen.

Schließlich erreicht der Umzug das Seeufer, wo ein Biergarten und Bühne aufgebaut sind, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Die Gebirgsschützen erhalten ihr letztes Kommando des Tages: "Gewehre absetzten. Und jetzt lasst's euch schmecken."

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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