Loisachhalle Wolfratshausen:Nicht nur Mainstream

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Warum manche Konzerte fast leer bleiben

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Tote Hose neulich beim Konzert von Ecco Meineke. Gerade mal 15 Zuhörer wollten den Künstler erleben, damit war sogar das Foyer der Loisachhalle fast leer. Meineke reagierte mit charmanter Gelassenheit. Woran liegt das schwache Interesse, ist die Frage an Marion Klement. "Jedenfalls nicht an zu wenig Werbung", so die Antwort der Veranstaltungsmanagerin der Stadt. Meineke sei wie alle anderen Veranstaltungen seit November auf Flyern und Plakaten beworben worden, ebenso im Wahlabo "Kultur Pur", wo sich die Abonnenten ihr Programm unter verschiedenen Auftritten selbst zusammenstellen können. Aber der Münchner, der in der Kabarett- und Musikszene zwar kein Unbekannter ist, aber diesmal mit selbstgeschriebenen Chansons antrat, sei "wohl nicht so wahrgenommen worden".

Dass die Plätze leer bleiben, sei leider nichts Ungewöhnliches, bedauert Klement. Wobei die Loisachhalle durchaus vollzukriegen sei. Dann müsse aber alles stimmen: vom Wetter angefangen über den perfekten Termin möglichst ohne Fußballkonkurrenz bis hin zum Künstler mit Magnetwirkung. "Das heißt aber, dass es dann nur Helmut Schleich und Starkbierfeste gibt", so die Veranstaltungsmanagerin. Zwar zögen die Superstars unter den Kabarettisten immer, "aber ich kann doch nicht nur Mainstream spielen". Klement verweist auf den kulturellen Auftrag der Stadt, die sich bewusst für eine Vielfalt im Programm einsetzt und damit auch Nachwuchs- oder Nischenkünstler auftreten lässt. Den Spagat zu schaffen zwischen dem Geschmack des hiesigen Publikums, einem breiten künstlerischen Programm und dann auch noch der Wirtschaftlichkeit sei mühevoll.

"Es ist wahnsinnig schwierig vorherzusagen, was läuft und was nicht", sagt sie und führt beispielhaft den Auftritt von Clown Dimitri an. Der weltbekannte Schweizer Künstler sei vor ein paar Jahren restlos ausverkauft gewesen. Nach seinem Tod habe die Clownsfamilie die Tradition weitergeführt und sei vorigen November in die Flößerstadt gekommen - mit enttäuschender Resonanz. Nicht mal ein Facebook-Posting in letzter Minute hätte etwas daran geändert, dass nur 60 Zuschauer kamen. Trotzdem sei dies keine Wolfratshausen-spezifische Misere, andere Städte hätten genauso mit schwach besetzten Veranstaltungssälen zu kämpfen. Es sei halt nicht einfach, die Leute vom Sofa zu holen und es könne sich nicht jeder finanziell leisten, ständig Konzertkarten zu kaufen. Für die Künstler sei dies nichts Neues. Sie kämen trotzdem gern nach Wolfratshausen, denn das Publikum hier gelte als besonders dankbar und aufmerksam. "Für den Ecco Meineke tut es mir in der Seele weh, aber ich kann es nicht ändern", versichert Klement. "Den 15 Leuten hat das Konzert gut gefallen, aber 50 anderen hätte es das sicher auch."

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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