Logistiker Loxxess:7000 Pakete am Tag

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Die Logistikfirma Loxxess zieht von Wolfratshausen nach Geretsried, weil sie expandiert. Dem Unternehmen bleiben alle 68 Mitarbeiter erhalten, weitere zwölf wurden eingestellt - und neues Personal wird noch gesucht

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Bei Loxxess brummt's. In der neuen zehn Meter hohen Halle reihen sich Hochregale aneinander, die Platz bieten für 7500 Paletten. Ein Mitarbeiter fährt sie mit einem schlanken Gabelstapler in die dunklen Regalschluchten, in denen, ausgelöst durch einen Bewegungsmelder, dann erst das LED-Licht anspringt. Der Hubmast des Gabelstaplers gleitet in die Höhe und schiebt die Palette zentimetergenau in die höchste Regalebene. Ganz in der Nähe der Hochregale stehen Mitarbeiter in einheitlich roter Kleidung und packen an Rollbändern Schachteln voller Tabletten, Impfstoffen oder Nahrungsergänzungsmitteln in Kartons, die am Nachmittag von Lastwagen abgeholt werden sollen.

Eine Mitarbeiterin verpackt die Produkte in Kisten und macht sie versandfertig. (Foto: Hartmut Pöstges)

7000 Pakete verlassen den Standort jeden Tag. "Der Computer weiß genau, wie schwer ein Karton sein muss, wenn die bestellten Medikamente drin sind", sagt Geschäftsführer Helmut Müller-Neumayr. Wiegt die Schachtel am Ende auch nur ein Gramm mehr, gibt es eine Fehlermeldung - könnte ja sein, dass ein Mitarbeiter versehentlich die falsche Schachtel hineingetan oder eine andere vergessen hat. Keine Lappalie in der Pharmabranche.

Das Logistikunternehmen Loxxess expandiert: Mit seinem Umzug ins neue Geretsrieder Gewerbegebiet Gelting-Ost hat es sich in fast jeder Hinsicht verdoppelt - auf eine Gesamtfläche von 28 000 Quadratmetern, davon 12 000 Quadratmeter Hallenfläche. Die Palettenkapazität ist von 5000 in Wolfratshausen auf bald 10 000 in Geretsried angewachsen, sagt Müller-Neumayr. Hinzu kommt seit 2015 ein zweiter Standort in Neutraubling, der noch einmal doppelt so groß sei wie der Geretsrieder - und bereits zu 100 Prozent ausgelastet. Medikamentenhersteller aus aller Welt - nicht nur Deutschland, sondern auch China, Indien und den USA - lassen von Loxxess den Versand ihrer Waren an Großhändler, Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser abwickeln.

In der Halle hängt zwischen Hochregalen und Rollbändern ein schwarzes Objekt an einer Schnur von der Decke. Man könnte es für ein Mikrofon halten, doch in Wirklichkeit handelt sich um einen von 30 Fühlern, die die Temperatur messen und das Klima auf tablettenfreundliche 19 Grad Celsius regulieren lassen. In einem Nebenraum ist es mit zwei bis acht Grad deutlich kühler: Auf den Regalen liegen flüssige Medikamente, Antiallergika, Impfstoffe oder auch Zytostatika, die in der Chemotherapie zum Einsatz kommen. Ein Bereich darf nur mit einem Zugangscode betreten werden, dort lagern die teuren Medikamente, die um die 10 000 Euro kosten können. In einem abgeteilten, durch große Fenster einsehbaren Raum haben sich Mitarbeiter zu einer Schulung versammelt; in einem anderen arbeiten Frauen in weißer Schutzkleidung im Herstellungsprozess. "Ein stark wachsendes zweites Standbein", nennt Müller-Neumayr diesen Bereich, in dem nicht etwa Medikamente gemischt, sondern fertige Packungen geöffnet, umetikettiert und wenn nötig mit neuen Beipackzetteln versehen werden.

Das Hochregallager der Logistikfirma Loxxess in Gelting. (Foto: Hartmut Pöstges)

Zwischen all diesen Medikamenten befinden sich solche, die im Ernstfall überlebenswichtig sein könnten. Für diese gibt es rund um die Uhr einen Notfallservice, auch an Heilig Abend und an anderen Feiertagen, an denen Mitarbeiter ein Handy mit nach Hause nehmen. Geht ein Anruf ein, fährt jemand mit einer Kühlbox los. Mit dem Auto oder über den Kurierdienst der Deutschen Bahn gelangen die Medikamente zu denjenigen, die sie benötigen.

Auf der Suche nach einem neuen Grundstück sah sich Loxxess Pharma auch in Sauerlach und Otterfing um. Dass es letztlich Geretsried geworden ist, hatte den Vorteil, dass dem Unternehmen alle seine 68 Mitarbeiter erhalten blieben, weitere zwölf wurden eingestellt, neues Personal wird noch gesucht. "Es gibt keinen teureren Fleck Erde in Deutschland als im Umgriff von München. Es ist ein Irrsinn, sich hier als Logistikunternehmen neu aufzustellen", sagt Müller-Neumayr. Dass er es trotzdem getan hat, liege daran, dass gute Arbeitskräfte rar geworden seien. Denn die Arbeit bei Loxxess Pharma, einem streng reglementierten Betrieb, der auf die Erlaubnis der Aufsichtsbehörde in der Regierung von Oberbayern angewiesen sei, stelle hohe Ansprüche an seine Mitarbeiter. Die meisten arbeiteten seit vielen Jahren im Betrieb, kennen sich aus, haben viele Schulungen bekommen. Mit einem Umzug in ein günstigeres Bundesland hätte Loxxess dieses Personal zurücklassen müssen. Inzwischen arbeiten bei Loxxess auch Asylbewerber aus dem Irak und Syrien, ein weiterer stammt aus Afghanistan - in Kabul war der Mann selbst in einer Apotheke tätig, sagt der Geschäftsführer.

Ein Drittel der Halle ist noch leere Fläche, der Umzug aus Wolfratshausen noch nicht ganz abgeschlossen. Der Standort soll erst nach und nach ausgelastet werden. In den nächsten Jahren werde Loxxess deutlich weiter wachsen, glaubt Müller-Neumayr - immerhin sei die Pharmaindustrie die sicherste Branche der Welt.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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