Zum Jahresbeginn sind nicht nur Tausende Bücher der Wolfratshauser Stadtbücherei kreuz und quer im Einzugsbereich zwischen Ammerland, Eurasburg und Egling unterwegs. Auch Silke Vogel und ihr Team stellen immer wieder ihre Flexibilität unter Beweis. Zwei Wochen lang haben sie einen Lieferdienst per Auto angeboten und Lesehungrige an der Haustür mit dem Nötigsten versorgt. "Genau zu der Zeit, als es so viel geschneit hat", sagt Vogel. "Die Parkplatzsuche war bisweilen abenteuerlich." Einige Leute hätten allein aus Rücksichtnahme und Mitgefühl auf ihre Bestellung verzichtet. Immerhin knapp 1000 Medien hat das Bücherei-Team auf diese Weise ausgeliefert. Das Auto stellte die Stadt zur Verfügung.
Mittlerweile bietet die Bücherei wieder "Books to go" an - Leserinnen und Leser müssen selbst an den Hammerschmiedweg oder in die Waldramer Filiale an der Kardinal-Wendel-Straße 96 kommen, um ihre Bestellungen abzuholen. Diese geben sie vorher per Mail auf. "Wir packen Tüten, die dann am nächsten Tag zu den regulären Öffnungszeiten am Fenster beider Büchereien kontaktlos ausgegeben werden", erklärt Vogel. Am Dienstagvormittag haben sie und eine Kollegin das Fenster 15 Mal öffnen müssen, um eine Papiertüte auf den Weg zu bringen. "Ein eher ruhiger Tag", sagt Vogel.
Dass Lesestoff in Lockdown-Zeiten gefragt ist, beweist ein Blick in die Statistik der Stadtbücherei. 123 037 Ausleihen im Jahr 2019 stehen 130 623 im Jahr 2020 gegenüber. Das ist ein Plus von 5,18 Prozent. Zwar seien diese Zahlen durch Pauschal-Verlängerungen etwas verzerrt, erklärt Vogel. Aber auch die Monate mit normalem Ausleihbetrieb - Januar, Februar sowie Juni bis Oktober - seien "mehr als erfreulich" gewesen. In ihnen verzeichnet Vogel nur ein kleines Defizit von 3,51 Prozent - "und das obwohl uns alle Besuche von Schulklassen weggebrochen sind".
Derzeit sind etwa 7000 Medien im Umlauf. "Das ist ein Viertel unseres Bestandes."Bei den Kindern sind nach wie vor die Klassiker hoch im Kurs - von "Pettersson und Findus" bis zum "Magischen Baumhaus". Erwachsene greifen laut Vogel gerne zu einem Thriller, der schon 2012 herausgekommen ist und die derzeitigen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in ein mildes Licht taucht: "Blackout" von Marc Elsberg.