Lenggrieser Ansichten:Neuer Bau nach alten Regeln

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Im Januar waren die Gewächshäuser der Gärtnerei Epp am Lenggrieser Bergweg unter der Schneelast zusammengebrochen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nur zwei oder doch lieber drei Parkplätze pro Wohnung? In Lenggries entzündet sich eine Diskussion um Stellflächen am Bergweg

Von Petra Schneider, Lenggries

Die Zahl von Parkplätzen wird oft zum Streitpunkt in Kommunen, so auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Lenggries. Auslöser ist ein Bebauungsplan am Bergweg, der auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Epp nach dreijähriger Verfahrensdauer abgeschlossen wurde. Der Bebauungsplan sieht vor, dass im bisherigen Ladenteil ein größeres Gebäude mit Ladenfläche im Erdgeschoss und Wohnungen in den oberen Etagen gebaut wird. Im östlichen Teil ist eine reine Wohnbebauung mit drei Dreispännern und einem Einzelhaus vorgesehen.

Der Erschließungsvertrag mit dem Eigentümer wurde im November geschlossen. Am 1. Dezember trat in Lenggries eine geänderte Ortsgestaltungssatzung in Kraft, die auch die Zahl der Stellplätze neu regelt. Demnach sind bei Wohnungen ab 100 Quadratmetern drei Stellflächen vorzuhalten, bisher waren es zwei. Die Planungen am Bergweg richten sich noch nach der früheren Regelung. Im Gemeinderat gingen die Meinungen in einer ungewohnt lebhaften Diskussion auseinander, ob im Bebauungsplan nun mehr Stellplätze ausgewiesen werden müssen. Die Abstimmung endete mit einem Patt von zehn zu zehn Stimmen: Der Bebauungsplan Bergweg muss demgemäß nicht an die neue Stellplatzsatzung angepasst werden.

Die Gärtnerei Epp sollte nach dem Willen der Eigentümer erweitert werden. Weil dies am bisherigen Standort nicht möglich war, wich das Familienunternehmen nach Reichersbeuern aus: Im November wurde an der B 13 bei der Abbiegespur Richtung "Bei" ein neuer Gärtnereibetrieb unter dem Namen "Epp's Blumen Cult" eröffnet. Gerade rechtzeitig, denn im Januar brachen unter den schweren Schneelasten die Gewächshäuser am früheren Firmenstandort in Lenggries praktisch vollständig ein. Das ehemalige Gärtnereigelände gleicht auch drei Monate nach der Schneekatastrophe einem Trümmerfeld. Den Bebauungsplan nun noch einmal zu ändern, um ihn auf die seit Dezember gültige Stellplatzsatzung anzupassen, hielt Bauamtsleiter Toni Bammer nicht für nötig, weil dies zu einer neuerlichen Verzögerung um drei, vier Monate führen würde. Bürgermeister Werner Weindl (CSU) sah das anders: Das Thema Parken sei am Bergweg nicht neu, zumal mit der wieder eröffneten Geriatrischen Rehaklinik Besucherverkehr dazukomme. "Ich bin sicher, dass wir Probleme mit den Stellplätzen kriegen", sagte Weindl und verwies auch auf den Winterdienst. Dem folgte Christine Rinner (CSU): Der neuen Ortsgestaltungssatzung hätten alle zugestimmt, sagte sie. Ein von Josef Wasensteiner (CSU) vorgeschlagenes, absolutes Halteverbot entlang des Bergwegs halte sie für unwirksam. "Halteverbote interessieren in Lenggries niemanden", sagte Rinner. Bernhard Simon (CSU) warnte vor einer "Ungleichbehandlung", wenn in diesem Fall noch nach der alten Stellplatzsatzung gebaut werden dürfe. In vielen Wortmeldungen wurde allerdings eine andere Meinung vertreten: Peter Gascha (FWG) gab zu bedenken, dass man den Eigentümer, dem man eine Genehmigung seines Vorhabens signalisiert habe, "nun nicht im Regen stehen lassen" könne. Franz Schöttl (CSU) plädierte dafür, den Bebauungsplan unter den damaligen Prämissen zum Abschluss zu bringen. Günter Haubner (FWG) merkte an, dass sich die Gemeinde schließlich selbst zwei Jahre für eine Überarbeitung der Ortsgestaltungssatzung Zeit gelassen habe. Markus Landthaler (FWG) forderte, den Bebauungsplan nach der alten Satzung zu beschließen, "sonst wäre das Schikane".

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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