Lenggries:"Wahrlich kein Luxus"

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Das Landratsamt gibt den Bürgern an diesem Donnerstag die Möglichkeit, die Container-Unterkunft für Asylbewerber anzusehen

Von Claudia Koestler, Lenggries

Dünne Matratzen aus Schaumstoff auf schlichten Holzgestellen, dazu ein Tisch mit drei Stühlen, ein gebrauchter Röhrenfernseher und als einziger Wandschmuck die Telefonnummern örtlicher Ärzte: Die drei Betten auf nicht einmal 15 Quadratmetern grauen Linoleumbodens versprühen am ehesten den Charme einer Jugendherberge. Doch dies ist ein Refugium für diejenigen, die hierzulande Hilfe und Schutz suchen: die Containeranlage in Lenggries, in der bis zu 66 Asylbewerber Obdach finden können.

Seit Ende Juni wurde die Unterkunft im Rahmen des bayerischen Notfallplans als Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber genutzt. Inzwischen wurde ein Großteil der Menschen wieder umverteilt. Bis weitere Flüchtlinge zugewiesen werden, bietet sich deshalb die Gelegenheit für Bürger, einen Blick in die Räume zu werfen. Am Donnerstag veranstaltete das Landratsamt einen "Tag der offenen Tür" in der Containeranlage auf dem ehemaligen Brauereigelände zwischen Pfarrheim und Schule in der Geiersteinstraße.

"Es ist sicher sinnvoll, wenn man sich einmal selbst ein Bild davon machen kann, wie so eine Asylunterkunft aussieht und dass es wahrlich kein Luxus ist, darin zu leben", sagt Eugenie Grünwald, Asylbetreuerin des Landratsamts. "Asyl is for help, not for fun", sage sie immer, erklärt Grünwald. Zu deutsch: Asyl diene eben der Hilfe, nicht dem Vergnügen.

Das Wort "funktional" beschreibt am ehesten die Raum-Module, etwa die kleine Pantry-Küche pro Mehrbett-Zimmer oder das Bad mit Toilette, Duschkabine und einem Waschbecken, auf dem gerade einmal ein Zahnputzbecher Platz findet. Dazu erhält jeder Bewohner eine Plastikbox mit der sogenannten Grundausstattung: ein Handtuch, Bettwäsche, zwei Teller, eine Pfanne, Besteck, ein Glas und eine Tasse. Seinen Lebensunterhalt muss jeder Asylbewerber hingegen selbst bezahlen, "vom Klopapier bis zu den Lebensmitteln", sagt Grünwald. Dafür stehen ihm monatlich 325,61 Euro zu.

In drei Reihen sind die Container in Lenggries aufgebaut. Zwei davon sind zweigeschossig, dort befinden sich die Zimmer, mal als Sechserunterkunft, meist als Vierer- oder Dreierzimmer. In den eingeschossigen Modulen liegen die Gemeinschaftsräume, etwa zum Wäschewaschen, sowie das Büro für die Betreuer, die Asyl-Sozialberatung und die Security, die in Tages- und Nachtschichten für Sicherheit sorgt. Und manchmal auch hilft, das lange Warten der Flüchtlinge etwas angenehmer zu gestalten: Ein Absperrband zwischen den Modulen fällt ins Auge. "Das haben die Sicherheitsbeauftragten gespannt und so mit einfachen Mitteln ein Volleyballfeld geschaffen", erklärt Grünwald. Einer von vielen Gründen, dass sich die ersten Bewohner trotz aller Umstände wohl fühlten: "Sie waren allesamt sehr dankbar für die Unterkunft hier in Lenggries", sagt Grünwald.

Tag der offenen Tür in der Containeranlage Lenggries, Geiersteinstraße, Donnerstag, 13. August, 19 Uhr. Mitarbeiter des Landratsamts stehen dort für Fragen bereit.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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