Lenggries:Singen in Rücken- und Bauchlage

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Eva Pehl hat den Chor in der evangelischen Kirche Lenggries gegründet, wo sie als Kirchenmusikerin angestellt ist. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein Probenbesuch beim neuen Kinderchor der evangelischen Waldkirche Lenggries

Von Sabine Näher, Lenggries

Kann man auch singen, wenn man dabei auf dem Bauch liegt? "Mal schauen, das kann man erst sagen, wenn man's ausprobiert hat", sagt Eva Pehl und dreht sich vom Rücken auf den Bauch. Ein Dutzend Kinder im Grundschulalter tut es ihr kichernd nach. "Vom Himmel hoch, da komm' ich her", tönt es, von Gekicher und etlichen Kommentaren begleitet. "Also, die Sandra hab' ich gut gehört. Die kann offenbar auch auf dem Bauch singen", konstatiert Pehl, ehe die neu zu lernende Liedzeile in allen möglichen Körperhaltungen weiter einstudiert wird.

Die gebürtige Lenggrieserin, promovierte Kulturwissenschaftlerin, studierte in Hildesheim und arbeitete in der Veranstaltungsabteilung des Leipziger Bach-Archivs, ehe sie mit Ehemann Andreas, der als Sänger weit über die Region hinaus bekannt ist, in ihren Heimatort zurückkehrte. Dort ist sie seit April 2016 als Kirchenmusikerin an der evangelischen Waldkirche angestellt und verantwortlich für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste sowie für den neuen Kinderchor.

Die Erinnerung daran, wie viel ihr selbst als Kind das Chorsingen bedeutete und was es ihr fürs Leben gegeben hat, war die Motivation, einen Chor zu gründen. Zwei Mitglieder konnten die Pehls aus den eigenen Reihen stellen: die Töchter Theresa (8) und Katharina (4). Da längst nicht alle Kinder in der Familie, dem Kindergarten oder der Grundschule zum Singen angeleitet werden, schließt Pehls Chor eine Lücke. Eine pädagogische Ausbildung kam in ihrem Studium mit dem Hauptfach Musik (Gesang und Klavier) zwar nur am Rande vor, aber sie erinnert sich lebhaft an die eigenen Erfahrungen in Friedrich Saulers Tölzer Kinderchor, hat Erfahrungen mit den Töchtern gemacht und Fortbildungskurse absolviert.

"Wir fangen an, wie wir immer anfangen", ruft sie zu Beginn der wöchentlichen Probe in die Runde. Alle wissen Bescheid und stimmen das Begrüßungslied an. Zum Aufwärmen will aber auch der ganze Körper vorbereitet sein - mit Skigymnastik. Dann singt Pehl ein paar Übungen vor, die Kinder sollen nachsingen. Denn den Ton von der Stimme abzunehmen fällt ihnen leichter als vom Klavier. Und was viele Chorleiter falsch machen: Die Tonhöhe muss der kindgemäßen Lage entsprechen. Wichtig bei Kindern ist es, die Konzentrationsfähigkeit beim Lernen im Stillsitzen nicht überzustrapazieren. So stehen alle immer wieder auf, Bewegung bringt Abwechslung und Motivation. Damit das Textlernen besser klappt, hat sich die Chorleiterin zu den einzelnen Liedzeilen bestimmte Bewegungsmuster ausgedacht, die mit weit ausholenden Armbewegungen in den Vortrag eingebracht werden.

Die siebenjährige Sandra erzählt, sie habe unbedingt im Chor singen wollen. "Da ich die Theresa kenne, bin ich hierher in Evas Chor gekommen. Und das macht richtig viel Spaß!" Ihr strahlendes Gesicht bestätigt es.

Den ersten Auftritt hatte der Chor beim Familiengottesdienst an Heiligabend. Statt des früher üblichen Krippenspiels hatte Pehl ein Singspiel von Peter Schindler einstudiert: "Großer Stern, was nun?", ein zwölf Minuten dauerndes Stück für Kinderchor und Klavier. "Es ist super gelaufen", bilanziert sie mit hörbarer Freude. "Die Kinder haben wunderschön gesungen, und die Leute waren total begeistert." Dieser erste Erfolg gibt Auftrieb für neue Taten: Am 29. Januar wird der Chor im Rahmen der 2017 monatlich stattfindenden Luther-Gottesdienste, die jeweils einen Choral in den Mittelpunkt stellen, das so nachhaltig geübte "Vom Himmel hoch" vortragen. Und weitere Ideen hat Eva Pehl zuhauf: Einsätze bei hohen Feiertagen im Gottesdienst sind sowieso gesetzt, aber auch beim Gemeindefest im Sommer möchte sie mitwirken, einmal andere Kinderchöre einladen oder eine Faschingschorprobe in Kostümen abhalten.

www.waldkirche.de

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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