Lenggries:Nur ein einziger Aufreger

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Die Lenggrieser Bürgerversammlung verläuft überwiegend harmonisch. Doch als es um die Nutzung von Lagerflächen in der "Prinz-Heinrich-Kaserne", wird es kurzfristig emotional

Von Wolfgang Schäl, Lenggries

Im Zeichen dreier Schwerpunktthemen stand die Bürgerversammlung im Lenggrieser Alpenfestsaal: Flüchtlinge, Prinz-Heinrich-Kaserne und Kreispflegeheim. In seinem rund anderthalbstündigen Sachstandsbericht, gewürzt mit statistischen Daten und Zahlen zu Haushalt, Bevölkerungsentwicklung und Tourismus, hatte Bürgermeister Werner Weindl viele Fragen schon beantwortet, sodass sich die Zahl der Wortmeldungen sehr in Grenzen hielt. Weindl und seiner Verwaltungsriege wurde im vollbesetzten Saal am Ende viel Lob zuteil, nicht zuletzt aus dem eigenen Gemeinderat.

Kurzfristig emotional wurde es lediglich beim Thema Kaserne, als Versammlungsgast Theo Rost der Gemeinde vorwarf, sie habe den Teil der Kaserne, der ihr von 1. April an offiziell gehört, mit einem Kaufpreis von fünf Millionen Euro viel zu teuer erworben. Dies sei eine Vergeudung von Steuergeldern. Rost bewertete es auch als unsinnig, dass die Gemeinde Lenggries eine sinnvolle Zwischennutzung der Kasernengebäude unterbunden habe. Eine solche Nutzung sei beispielsweise bei der Konversion der Tölzer Kaserne überhaupt kein Problem gewesen.

Aus Weindls Sicht stellt sich der Fall indes völlig anders dar. Man habe von der ungenehmigten Nutzung überhaupt erst im Jahr 2014 erfahren, und man habe bis zu einem von den Eigentümern genehmigten Ortstermin auch gar kein Zutrittsrecht zu dem bis dahin noch privaten Gelände gehabt. Im Kaufvertrag sei verbindlich vereinbart worden, dass der bisherige Eigentümer alle bestehenden Mietverhältnisse zu kündigen habe, was zu Ärger bei den Betroffenen führte.

Er sei keinesfalls bereit, eine "Schwarznutzung" hinzunehmen, und habe deshalb die Kreisbehörde aufgefordert, diesen Zustand zu beenden, sagte der Bürgermeister. "Solange ich gewählt bin, mache ich nichts Rechtswidriges", erboste sich Weindl, und mit der Tölzer Kaserne sei jene in Lenggries nicht vergleichbar. Die Kritik richte sich nicht gegen die Mieter, sondern gegen den bisherigen Eigentümer.

Ein zusätzliches Problem gibt es mit einem weiteren, kleineren Teil des Kasernen-Areals, in dem ein anderer Bebauungsplan gilt. Der Eigentümer strebt dort gegen den Willen der Gemeinde Wohnbebauung an. Er hat sich schon vergeblich durch alle Instanzen geklagt, nun stehe noch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus, man sei aber sehr zuversichtlich, sich auch dort durchzusetzen, sagte Weindl. Er appellierte im übrigen an die Versammelten, den Gemeinderat mit Konzepten zur zukünftigen Kasernennutzung nicht unter Druck zu setzen. Die Kaserne sei "ein Generationenprojekt", da könne es keine schnelle Lösung geben. Gespräche mit einem Interessenten und mit Vereinen würden geführt. Ein besonderes Risiko dabei sei der Denkmalschutz, räumte Weindl ein.

Auf großes Interesse bei den Lenggriesern stießen die Zahlen und Daten, die Bürgermeister Weindl vorstellte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Als "bedeutendes Thema" sprach Weindl die Flüchtlinge an. In Lenggries sind nach seinen Angaben derzeit 142 Asylbewerber untergebracht, verfügbar seien 158 Plätze, 16 Menschen könnten noch zusätzlich unterkommen. Die Gemeinde mit ihren 10 000 Einwohnern bewege sich damit "in einer Liga mit Geretsried". Als Problem sprach der Bürgermeister die derzeit 53 sogenannten Fehlbeleger an, Migranten, die bereits Bleiberecht haben, sich also auf dem freien Markt selbst eine Unterkunft suchen müssten - ein schwieriges Unterfangen angesichts der höchst angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt. Grundsätzlich bemühe sich die Gemeinde, die Flüchtlinge dezentral unterzubringen, um Gettos und Konflikte zu vermeiden. Deutliche Worte fand dazu Landrat Niedermaier. "Die Prognosen stimmen alle nicht, der Bund traut sich schon nicht mehr, überhaupt welche abzugeben", sagte er. Bei einer dezentralen Unterbringung verliere man zunehmend den Überblick. Man benötige deshalb auch zentrale Unterkünfte. Eine Diskussion über das Thema Flüchtlinge gab es nicht, wohl aber viel Lob für die Helfer-Arbeitskreise.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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