Lenggries:Kaserne soll Trendsport-Camp werden

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Der Amerikaner Gary Ream will junge BMX-Fahrer, Skater und Snowboarder nach Lenggries locken. Für mehrere Millionen Euro soll dafür die Prinz-Heinrich-Kaserne umgebaut werden.

Suse Bucher-Pinell

Seit Jahren steht die ehemalige Bundeswehr-Kaserne in Lenggries leer. Das könnte sich bald ändern, wenn der US-amerikanische "Action Sport"- Betreiber Gary Ream dort sein erstes Trainingzentrum in Europa eröffnet. Wenn alles klappt, bereits zu Pfingsten 2012. Dort sollen junge Leute Trendsportarten trainieren wie Skateboarden, BMX-Radfahren, Mountainbiking, Inlineskating oder Snowboarding. Angeleitet von professionellen Übungsleitern und rund um die Uhr betreut und versorgt.

Spaß statt Drill: Ein Investor will die ehemalige Prinz-Heinrich-Kaserne zu einem Funsport-Zentrum umbauen. Gutachter geben trotz DDT-Belastung grünes Licht. (Foto: Manfred Neubauer)

Gary Ream hat vier solcher Camps in den USA und vor kurzem sein fünftes in Peking eröffnet. Nun will er in Lenggries Millionen investieren in ein "Camp Woodward Europe", das am Anfang 300 junge Leute pro Woche aufnehmen kann, bis in fünf Jahren sollen es bis zu 1000 Sieben- bis Achtzehnjährige sein.

Partner von Gary Ream ist Carl Georg Zwerenz, dem das Areal gehört. Er hat mit seiner Gesellschaft Arcavest vor einem Jahr einen Großteil der Kaserne vom Bund gekauft und war damit der Gemeinde zuvorgekommen. Ein Freizeit-Ressort mit rund 45 Häusern, Appartements und einem Hotel mit großem Wellnessbereich wollte er dort bauen. Der Gemeinderat lehnte jedoch ab und beschloss eine Veränderungssperre für das Gebiet. Vorübergehend muss alles so bleiben, wie es ist. Die Verwaltung arbeitet derweil an einem Bebauungsplan "Grüne Wiese", um auf diese Weise ein neues Wohnviertel der 10 000-Einwohner-Gemeinde zu verhindern.

Mittlerweile hat Carl Georg Zwerenz seine Gesellschaft umbenannt in Action Sports SA. Er ist überzeugt von Reams Konzept, das der Gemeinde bis zu 120 neue Arbeitsplätze bescheren und für zusätzliche Auslastung für Bergbahnen und Liftanlagen, Unterkünfte, Restaurants, Einzelhandel und Transportgewerbe sorgen soll. "Camp Woodward ist der am besten ausgestattete Sportpark, den ich je gesehen habe", sagt Zwerenz der SZ. Ream stecke sein ganzes Geld in die sportliche Qualität.

Betreiber Ream und Investor Zwerenz haben sich kennen gelernt über Hans Geiger, der mit seiner Firma G-Ramps AG auf der ganzen Welt Skateanlagen entwirft und baut, auch für Gary Ream. Als gebürtiger Königsdorfer kennt er Lenggries und ging einige Zeit mit der Camp-Idee schwanger, ehe er sie Bürgermeister Werner Weindl vortrug und dann dem Gemeinderat. Die "sehr positive Reaktion" hat ihn überrascht und ermuntert die Idee weiterzuverfolgen.

Bald besuchte Gary Ream zum ersten Mal Lenggries und entschied sich nach Besichtigung und Bewertung alternativer Standorte für die Flößerstadt. Sie erfüllt alle Voraussetzungen: die Nähe nach München und zum Flughafen, die Anbindung an die Schiene - und ein Standort, an dem die gesamte Infrastruktur an Gebäuden und Straßen bereits vorhanden ist.

Wo früher Soldaten übernachteten, sollen künftig die Jugendlichen schlafen. Wo gekocht und gegessen wurde, sollen die Speisesäle eingerichtet werden. Dazu sind ein Kino, Bowlingbahnen und Werkstätten geplant. Neben dem Sport sollen sich die Jugendlichen auch musisch und künstlerisch betätigen können. Ein Schwerpunkt in Lenggries soll auf Medien und Filmförderung liegen.

Gestern traf sich Ream zum dritten Mal mit Bürgermeister Weindl in Lenggries. Der Wirtschaftsprüfer der Stadt wurde mit Zahlen und Bilanzen gefüttert, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts prüfen und dem Gemeinderat eine Empfehlung geben zu können. Voraussichtlich im Januar wird das Gremium in die öffentliche Diskussion einsteigen. Weindl ist Befürworter des Camps: "Es wäre für den Tourismus sehr interessant", sagte er der SZ.

© SZ vom 04.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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