Lenggries:Ideen für mehr Wohnraum

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Industrie- und Handelskammer will Unternehmen anregen, mehr Werkswohnungen zu bauen. Kommunen sollen bei individuellen Konzepten unterstützt werden

Von Felicitas Amler, Lenggries

Unternehmen sollen dazu angeregt werden, Werkswohnungen zu bauen; Kommunen bei individuellen Konzepten unterstützt werden: Der Regionalausschuss Bad Tölz-Wolfratshausen der Industrie- und Handelskammer (IHK) hat sich in seiner jüngsten Arbeitssitzung in Lenggries damit beschäftigt, wie der Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen zu beheben sei. Der Ausschussvorsitzende Reinhold Krämmel erklärt, die Wirtschaft wolle stärker auf Politik und Verwaltung im Landkreis einwirken. "Die angespannte Situation auf dem Mietwohnungsmarkt verstärkt zunehmend den Fachkräftemangel und wird sich mittelfristig auch auf die regionale Wirtschaftskraft auswirken", prophezeit Krämmel, der selbst Bauunternehmer ist.

Der Sitzung des Regionalausschusses war eine Befragung aller 21 Bürgermeister im Landkreis vorausgegangen. Etwa die Hälfte hat nach Krämmels Auskunft die Fragen beantwortet. Das Ergebnis sei im Grunde nicht neu: Der Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen sei ein flächendeckendes Problem. Die Kommunen sähen überwiegend wenig Handlungsspielraum, seien sich aber der Problematik bewusst. Nach Überzeugung des IHK-Ausschusssprechers ist ein Bündel an Maßnahmen erforderlich: "Ein Patentrezept wird es nicht geben. Jede Gemeinde muss ihre eigene Lösung finden." Die Wirtschaft müsse "beharrlich den Finger in diese Wunde legen".

Die Mitglieder des IHK-Ausschusses diskutierten auf Grundlage der Bürgermeister-Befragung und kamen zu dem Schluss: Ein Ansatzpunkt sei es, die Kommunen stärker für die planungsrechtlichen Möglichkeiten zu sensibilisieren, über die sie aufgrund ihrer Planungshoheit verfügen. So könnten Gemeinden bereits in der Planungsphase von Baugebieten Eckpfeiler setzen, die beispielsweise verdichtetes Bauen oder ein Bauen in die Höhe ermöglichen. Und sie könnten Einfluss auf die Gestaltungssatzung zum Beispiel hinsichtlich der Stellplatzordnung nehmen. Eine weitere Grundlage könnten die Handlungsempfehlungen des Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen aus dem Bundesbauministerium liefern, die laut Krämmel noch viel zu wenig Resonanz erfahren. Dieses Zehn-Punkte-Papier reicht vom verbilligten Bereitstellen von Bauland durch die öffentliche Hand über das Nachverdichten bis zum Sozialwohnungsbau.

Krämmel selbst ist aktuell an zwei herausragenden Bauvorhaben beteiligt: Die Krämmel KG plant die ersten neuen Wohn- und Geschäftshäuser im Zuge der Neugestaltung des Geretsrieder Karl-Lederer-Platzes samt einem siebengeschossigen Turm und - gemeinsam mit der Baugenossenschaft - das etwa 600 Wohnungen umfassende neue Quartier auf dem ehemaligen Geretsrieder Lorenz-Areal zwischen Elbe- und Banater Straße.

Der IHK-Regionalausschuss erörterte auch Möglichkeiten, wie Arbeitgeber selbst Wohnraum schaffen können, um den Mietwohnungsmarkt zu entlasten. Angesichts der überregionalen Bedeutung dieses Themas regte die Regionalvertretung an, dass der neu gegründete Immobilien-Ausschuss der IHK für München und Oberbayern ein Konzept erarbeitet, das Unternehmen über Rahmenbedingungen für den Bau von Werkswohnungen informiert und mit Handlungsempfehlungen unterstützt.

Das Thema "Bezahlbarer Wohnraum" wird nach IHK-Ansicht auch 2017 nichts an Brisanz verlieren, daher beabsichtigt der Ausschuss, Akteure aus Verwaltung und Kommunalpolitik des Landkreises zu einem für das Frühjahr nächsten Jahres geplanten runden Tisch einzuladen.

In der Arbeitssitzung stellte IHK-Mitglied Peter Lorenz die gastgebende Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH vor. Das Unternehmen wurde 1952 als Brauneck Bergbahn GmbH in Lenggries gegründet. Nach vierjähriger Planungsphase und 16-monatiger Bauzeit wurde die von Friedrich Krupp gelieferte Luftseilbahn am 16. November 1957 zur Skisaison eröffnet. 85 Gondeln überwinden heute bei der Auffahrt zum Brauneck auf rund 2500 Metern Strecke einen Höhenunterschied von 800 Metern. 2012 investierte das Unternehmen in den Bau des Speichersees an der Garlandalm, der 100 000 Kubikmeter Wasser enthält. Er ermöglicht die Beschneiung von 34 Kilometern Skipisten. Im Sommer ist die Bergwelt rund ums Brauneck ein beliebtes Ausflugs- und Wandergebiet.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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