Lenggries: Hirschbrunftfestival:"Manchen ist das einfach zu abgefahren"

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Kabarettist Sepp Müller hat in Lenggries das erste Hirschbrunftfestival ins Leben gerufen. Was sich dahinter verbirgt - ein Gespräch.

Stephanie Schwaderer

Manch ein Veranstalter dürfte ins Grübeln kommen: Heute spielt die Biermösl Blosn vor tausend Gästen in Lenggries, morgen heizt La Brass Banda im Festzelt ein. Beide Abende sind längst ausverkauft, Werbung hat es dafür fast keine gebraucht. Stephanie Schwaderer sprach mit dem Lenggrieser Kabarettisten Sepp Müller, der das erste "Hirschbrunftfestival" zusammen mit seiner Frau Nicole und seinem Bruder Georg quasi nebenbei auf die Beine gestellt hat.

Zelt, Parkeinweiser, Bauzaun - für das erste Hirschbrunftfestival haben (von oben) Georg, Sepp und Nicole Müller (nicht auf dem Bild) alles organisiert. (Foto: Manfred Neubauer)

SZ: Sind Sie im Stress?

Sepp Müller: Die letzten Tage waren schon anstrengend, die ganze Scheißarbeit mit Karten verschicken und so weiter. Und dann lief auch noch alles über unseren privaten Telefonanschluss. Das hatten wir unterschätzt. All die Bestellungen von früh bis spät. Einer hat nachts um eins noch angerufen, weil er Karten für den Polt wollte. Dabei spielt der ja gar nicht. Ansonsten hat bisher alles erstaunlich gut geklappt. Das Zelt steht, Parkeinweiser, Bauzaun - ist alles organisiert.

SZ: Wer ist der offizielle Veranstalter des Festivals?

Müller: Das sind meine Frau und der Lenggrieser Sportclub. Die Sache ist die: Vor ein paar Monaten hatte ich nach einem Gespräch mit meinem Bruder (Georg Müller ist 2. Fußballabteilungsleiter beim Lenggrieser SC, Anm. d. Red.) den Gedanken, dass es Wahnsinn ist, was ein Sportverein alles stemmen muss. Die Lenggrieser brauchen zwei neue Fußballplätze, weil der Verein am Überquellen ist. Das kostet 1,5 Millionen. Und weil ich in den letzten zehn Jahren als Kabarettist und Musiker viel in Bayern herumgekommen bin, habe ich gedacht, ich horche mal ein bisschen rum, wer Zeit und Lust hätte, bei uns zu spielen, und wer uns mit der Gage ein wenig entgegenkommt, damit wir die Sportler unterstützen können.

SZ: Und da haben Sie mal bei der Biermösl Blosn angerufen?

Müller: Die Well-Brüder kenne ich schon lange. Der Michael hat gesagt, dass sie zuletzt vor zwölf Jahren in Lenggries gespielt haben. Und wenn der Termin passt, würden sie kommen. Das war die erste Zusage.

SZ: Und La Brass Banda?

Müller: Meine Frau, die Nicole, hat gesagt: Jetzt fragen wir die auch noch! So ein Festzelt ist ja mit Riesenkosten verbunden, da musst du ganz schön rechnen. La Brass Banda kannte ich aus der Zeit, als ich mit Wolfgang Krebs die Stoiber-Show gemacht habe. Mittlerweile haben die einen Manager. Aber der war eigentlich ganz cool drauf. Die einzige Bedingung war, dass wir den Kartenverkauf über München-Ticket laufen lassen. Ja, und dann habe ich noch den Hias Brandstätter gefragt, ob er für uns am Freitagnachmittag sein Troll-Programm macht. Wo das Zelt schon da ist. Mit dem Hias hab ich vor Jahren in seiner ersten Troll-Band gespielt. Das wird sicher lustig. Auch die Preise sind familienfreundlich. Am Samstag gibt es dann noch das traditionelle Sommerfest der Sportler, und so haben wir innerhalb kürzester Zeit ein Drei-Tages-Festival auf die Beine gestellt.

SZ: Herzklopfen?

Müller: Zwischendurch denkt man schon: Um Gottes Willen! In den nächsten Tagen laufen hier einige tausend Leute über das Gelände. Aber jetzt freuen wir uns auch, weil es bestimmt eine große Gaudi wird.

SZ: Sehen das die eher traditionellen Lenggrieser auch so?

Müller: Bei den älteren Vereinsmitgliedern war ein bisserl Überzeugungsarbeit nötig, vor allem was La Brass Banda anbelangt. Die haben sich das auf "Youtube" angeschaut und waren entsetzt. Da hieß es dann: Was habt Ihr uns da rein gebucht! Auch bei den traditionellen Blaskapellen im Umkreis, die sonst im Festzelt spielen, ist die Meinung geteilt. Manchen ist das einfach zu abgefahren. Aber kommen werden sie dann doch alle, weil man's ja wissen will. Und aus Erfahrung kann ich sagen: La Brass Banda ist nicht nur etwas für 16-Jährige, da hüpfen auch die Alten rum.

SZ: Warum eigentlich Hirschbrunftfestival?

Müller: Das war die Idee meines Bruders. Der Hirsch ist das Wappentier des Sportvereins. Und so ein bisserl brunftig ist so ein Sommerfest ja immer.

SZ: Wird es ein zweites Festival geben?

Müller: Da reden wir am besten nach dem Wochenende noch einmal drüber. Aber Anfragen habe ich schon eine ganze Reihe.

Die Vorstellung der Biermösl Blosn (8.Juli) und das Konzert von La Brass Banda (9.Juli) sind bereits ausverkauft. Karten für Matthias Brandstätter am nächsten Freitag, 9.Juli, gibt es an der Festzeltkasse ab 13.30 Uhr, Beginn ist um 14.30 Uhr.

© SZ vom 08.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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