Lenggries:Der Geheimplan fürs Kreispflegeheim

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Gutachter empfehlen der Gemeinde Lenggries und dem Landrat, die Einrichtung gemeinsam zu stemmen. Um die Kosten zu senken, müsste neues Personal jedoch schlechter bezahlt werden

Von Alexandra Vecchiato, Lenggries

Während sich die Gemeinde Schlehdorf im Loisachtal entschlossen hat, ein neues Pflegeheim zu bauen, ist die Zukunft des Lenggrieser Kreispflegeheims im Isarwinkel weiter ungewiss. Die Entscheidungshilfe könnte das Gutachten des Büros Schwan & Partner, Beratung und Services im Sozialbereich, aus Oberhaching sein. Die Fachleute empfehlen: Die Gemeinde Lenggries und der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sollen das Pflegeheim mit einer eigenen Betriebs-gGmbH als Träger fortführen. Sie müssten allerdings einen Neubau stemmen, vielleicht einen Investor dafür an Bord holen. Schwan & Partner können diesen Weg jedoch nur empfehlen, wenn gleichzeitig die Personalkosten reduziert werden. Die Expertise schlägt vor, für die Mitarbeiter eine "dynamische Besitzstandswahrung" zu vereinbaren. Für Neueinstellungen solle ein eigenes Vergütungssystem außerhalb der Tarifbindung eingeführt werden.

Das Gutachten liegt Landrat Josef Niedermaier seit Ende September 2014 vor. Es wird seitdem unter Verschluss gehalten. Im Vorwort des Gutachtens, das der Bad Tölz-Wolfratshauser SZ vorliegt, steht, dass alle Informationen in der Expertise streng vertraulich zu behandeln seien. Vor der Sommerpause hat der Kreistag auf Antrag der CSU-Fraktion beschlossen, die Studie an alle Mitglieder des Gremiums auszuhändigen. Denn der Kreistag soll am 14. Oktober entscheiden, ob das Lenggrieser Heim an der Karwendel Straße in kommunaler Hand bleibt oder nicht.

Landrat Josef Niedermaier (FW) präferiert eine Privatisierung des Kreispflegeheims. Grund sind die Kosten: Die Kreisklinik Wolfratshausen führt das Haus als Nebenbetrieb und muss dessen Defizite ausgleichen. Das Krankenhaus hat aufgrund des Wettbewerbsdrucks selbst mit seinen Finanzen zu kämpfen. 2013 schloss die Klinik erstmals mit einem negativen Betriebsergebnis in Höhe von mehr als einer Million Euro ab. Im Geschäftsbericht zu den landkreiseigenen Betrieben teilt Kreiskämmerer Ralf Zimmermann mit, die wirtschaftliche Lage des Pflegeheims habe sich von 2012 (rund 145 000 Euro Verlust) auf 2013 (rund 109 000 Euro Verlust) leicht verbessert. Ursache des Defizits seien die hohen Personalkosten, 2013 habe es eine Überbesetzung von 3,73 Vollzeit-Stellen gegeben. Die Wettbewerbssituation habe sich zudem verschlechtert. Laut einer Strukturanalyse der Firma bPM Eggenfelden aus dem Jahr 2012 müsste ein Neubau mit etwa 100 Heimplätzen, davon 85 Prozent Einzelzimmer, geschaffen werden. Die Baukosten werden auf circa 10,5 Millionen Euro geschätzt.

Ein Ersatzbau für das Kreispflegeheim ist erforderlich, weil die Einrichtung nicht mehr den Pflegestandards und gesetzlichen Vorgaben entspricht. So ist etwa der Anteil an Zwei-Bett-Zimmern zu hoch und die Sanitäranlagen sind veraltet.

Schwan & Partner spricht sich dafür aus, dass der Landkreis mit Lenggries kooperieren solle. Es könnten Synergieeffekte mit dem "Haus der Senioren" (Betreutes Wohnen) genutzt werden, das die Gemeinde betreibt. Auch in diesen Bau müsste die Kommune investieren, um moderne Standards halten zu können. Bei einem Investorenmodell, so Schwan & Partner, könnte geprüft werden, ob der Investor 25 bis 30 Apartments für betreutes Wohnen im Pflegeheim-Neubau integrieren könnte. Die gemeinsame Betriebs-gGmbH könnte dann die hauswirtschaftliche und pflegerische Versorgung sicherstellen und eine Betreuungspauschale vereinbaren.

Das Kreispflegeheim einem privaten Träger zu übergeben, davon rät das Büro ab. Der Landkreis müsste bei der Übernahme der Mitarbeiter die Differenz bei den unterschiedlichen Vergütungen übernehmen. Entscheide der Kreis dennoch, das Heim einem anderen Träger zu übergeben, empfehlen die Experten einen freigemeinnützigen Träger wie etwa Caritas oder Arbeiterwohlfahrt.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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