Leidenschaft für Geschichte:Der Herr der Archive

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Der Ickinger Peter Schweiger sammelt und bewahrt das kommunale Gedächtnis

Von Claudia Koestler, Icking

Kommunen haben ein kollektives Gedächtnis, nämlich ihre Dokumente. Dass diese nicht verloren gehen, sondern für heutige und nachfolgende Generationen wichtige Wissensquellen bleiben, ist allerdings kein Selbstläufer. Denn dazu braucht es Archivare - die wie im Fall des Ickingers Peter Schweiger ehrenamtlich arbeiten. Seit etwa 20 Jahren kümmert er sich um die Akten und Dokumente der Isartalkommune, seit etwa zehn Jahren ist Schweiger zudem als "Kreisarchivar Nord" tätig und berät in dieser Funktion die Gemeinden des Nordlandkreises bei deren Arbeit.

Schweiger ging von 1954 an in Icking ins Gymnasium, "deshalb fühle ich mich hier stark verwurzelt", sagt er. Vor etwa 30 Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für Geschichte im Allgemeinen und für Ortsgeschichte im Besonderen. Schweiger begann, alte Postkarten aus Icking zu sammeln, später auch alte Fotos. Seinen Anfang nahm Schweigers Engagement als Archivar, als vor etwas mehr als 20 Jahren ein neues Gesetzt eingeführt wurde, das Kommunen verpflichtete, ihre Dokumente aufzubewahren. Der damalige Ickinger Bürgermeister Hubert Guggenmos fragte Schweiger 1998, ob er das Amt des Archivars übernehmen könne. Wobei, gefragt hatte er gar nicht: "Guggenmos kam auf mich zu und sagte, des machst jetz' Du, Aus, fertig", lacht Schweiger. Ein bisschen geschluckt habe er schon, gibt der 75-jährige Zahnarzt im Ruhestand zu, sich aber schnell in die Arbeit "reingefunden". Zunächst ging es vor allem um das Archiv der 1978 eingemeindeten, davor selbständigen Gemeinde Dorfen. Die Ickinger Dokumente wurden erst entdeckt, als das frühere Rathaus abgerissen wurde. Im Dachstuhl waren die Akten unter die Sparren geschoben gewesen, Arbeiter hatten manche bereits in den Container geworfen, als der damalige Bürgermeister Hans Stocker eingriff und sie rettete. Schweiger setzte sich auch vehement dafür ein, eigene Räume für den Aufbau eines ordentlichen Gemeindearchivs zu erhalten. Drei Jahre dauerte es, bis Schweiger die Akten gesichtet und die Findbücher erstellt hatte. Wie viele Stunden er damit verbrachte, kann er heute nicht mehr sagen - nur schätzen, als "mehrere hundert Stunden sicher". Von seinen Erfahrungen aber profitieren nun eben auch andere Gemeinden, wenn er ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Anfragen kommen zudem von den unterschiedlichsten Leuten: vom Familienforscher bis hin zum Wissenschaftler, aber eben auch Mitarbeiter der Verwaltung. Als Herr der Akten konnte Schweiger auch so manche historische Ausstellung auf die Beine stellen oder bereichern, so etwa 2002 eine Ausstellung mit historischen Fotos im Vereineheim Dorfen oder 2014 die Ausstellung der Monacensia im Irschenhauser Hollerhaus.

Als er vor etwa drei Wochen erfuhr, dass er für sein Engagement die Isar-Loisach-Ehrenmedaille erhalten werde, "da war da schon ein bisschen Freude", sagt er. Einen Platz für die Medaille hat er schon auserkoren: am Schreibtisch wird sie Platz finden.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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