Leben trotz Lockdown in Geretsried:"Als Erwachsener habe ich oft die Kraft des Kindes unterschätzt"

Lesezeit: 2 min

Eva Waldemer, Leiterin der Tanzschule "Takt" in Geretsried, gibt während des Lockdowns weiter Unterricht - nur eben digital. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Tanzschulleiterin Eva Waldemer aus Geretsried bietet während des Lockdowns Unterricht per Videokonferenz an

Interview von Laura Kukulenz, Geretsried

Eva Waldemer leitet die Tanzschule "Takt" in Geretsried, die im Lockdown wie alle anderen Einrichtungen dieser Art gerade geschlossen bleiben muss. Mit dem Unterricht geht es für ihre Schülerinnen und Schüler dennoch weiter - digital. Im Interview spricht die ausgebildete Tanzlehrerin über Erfolge und Hürden.

SZ: Frau Waldmener, war für Sie direkt klar, dass Sie Distanzunterricht anbieten werden?

Eva Waldemer: Ja, weil es für mich ganz wichtig ist, dass ich mit meinen Schülern Kontakt halten kann. Vor allen Dingen aber auch, dass sie im Training bleiben können. Es war ja schnell klar, dass es sich etwas hinziehen wird. Wir brauchten eine Alternative. Während dem Lockdown haben die Kinder kein abwechslungsreiches Leben. Das Tanztraining ist für sie das Highlight der Woche. Sie haben so etwas, worauf sie sich freuen können.

Wie läuft der Tanzunterricht online ab?

Wir machen es über Zoom. In der Übertragung von Musik und Bewegung ist die Plattform ziemlich gut. Es gibt mal Verzögerungen, aber eigentlich läuft es gut. Selten fällt jemand raus. Ich kann eigentlich nichts Negatives dazu sagen, aber natürlich ist es nicht wie live im Studio. Es wäre eine Illusion, zu meinen, dass das Onlinetraining die Stunden im Studio ersetzt. Es geht aber trotzdem gut.

Wie wird das Angebot angenommen?

Viele Kinder fangen schon mit drei Jahren an, was sehr jung ist. Aber für diesen langen Zeitraum nehmen sie es wirklich gut an. Natürlich merkt man, dass gerade die Kleinen mit dem Medium Computer noch nicht so vertraut sind. Wobei sie sich mittlerweile schon daran gewöhnt haben. Ich frage oft nach, welche Themengebiete die Kinder gerade interessieren. Wenn ich diese Themen in die Stunden einbaue, geht es gut. Klar freuen sie sich, wie wir alle, wenn diese Zeit vorbei ist, aber Hut ab: Sie begeistern sich dennoch für den Unterricht, das finde ich sehr positiv.

Haben Sie durchweg nur positive Erfahrungen mit dem Distanzunterricht gemacht?

Es gibt natürlich Herausforderungen. Beim Tanzen geht es viel um physische Korrekturen und über die Interaktion in der Gruppe. Das fällt natürlich irgendwo weg. Die Interaktion mit den Kindern ist kaum möglich. Physische Korrekturen kann ich nicht geben. Normalerweise fasse ich meine Schüler an, um ihnen zu helfen. Für die Kinder ist es nicht einfach, wenn ich das jetzt nur sprachlich machen kann. Deshalb geht es mir momentan in erster Linie darum, dass sie Spaß haben, aber weiterhin im Training bleiben.

Wie gehen ihre Tanzschülerinnen und -schüler mit dem Lockdown um?

Ich rede mit den Kindern viel darüber. Ehrlich gesagt finde ich, dass sie erstaunlich gut mit der Situation umgehen. Ich glaube, Jugendliche haben mit dem Lockdown mehr zu kämpfen. Bei den Jüngeren habe ich das Gefühl, dass sie sich der Situation einfacher anpassen können. Sie leben mehr im Hier und Jetzt und probieren, das Beste daraus zu machen. Ich glaube, als Erwachsener habe ich oft die Kraft des Kindes unterschätzt. Ich bin erstaunt, welche Fantasie die Kinder trotz aller Umstände haben und welchen Eifer sie haben, ihre Ideen umzusetzen.

© SZ vom 02.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: