Leben mit der Pandemie:Leichter lernen mit Lolli

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Bis Montag müssen alle Grund- und Förderschulen in Bayern Pooltests etabliert haben. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen lässt sich die Umstellung bislang gut an

Von Sophia Ulrich, Bad Tölz-Wolfratshausen

Seit Montag sollen PCR-Pooltests die Antigen-Selbsttests an den bayerischen Grund- und Förderschulen ersetzen: Sammelproben je einer Klasse werden dann im Labor getestet, um zu sehen, ob es Corona-Fälle gibt. Im Landkreis läuft die Umstellung gut an. Ein Drittel der Schulen habe bereits am Montag mit den Pooltests gestartet, berichtet Petra Burkhardt, fachliche Leitung des Staatlichen Schulamtes Bad Tölz-Wolfratshausen. "Das ist ein guter Wert und eine tolle Leistung."

Diese Woche galt wegen der technischen Herausforderungen noch als Übergangsphase. Nicht alle Grund- und Förderschulen konnten pünktlich mit den Sammeltests starten. Die dafür benötigte Software haben die Schulleitungen erst am vergangenen Freitag erhalten. Die Daten der Schüler müssen einzeln eingepflegt werden, was mit hohem Aufwand verbunden ist, wie Burkhardt berichtet. Außerdem gebe es aktuell Verzögerungen bei der Anlieferung des Testmaterials, zudem fehlten vereinzelt noch Einverständniserklärungen der Erziehungsberechtigten. Am kommenden Montag, 27. September, sollen die Pooltests dann verbindlich an allen Schulen in Bayern starten.

Mit den einfach umzusetzenden Pooltests soll der Präsenzunterricht zum Beginn des neuen Schuljahres gesichert werden. Beim PCR-Pooltest bekommt jedes Kind zunächst ein Wattestäbchen. Nach dem Händewaschen müssen die Schüler an dem Stäbchen lutschen. Daher werden die Pooltests auch als Lolli-Test bezeichnet. Wichtig ist, dass die Kinder das Stäbchen für circa 30 Sekunden im Mundraum bewegen ohne dabei auf den Wattebausch zu beißen. Anschließend werden die Proben eingesammelt und zusammen in ein Röhrchen gesteckt. Die Sammelprobe enthält dann die Stäbchen aller Kinder einer Klasse und bildet einen Pool, der mit einem Barcode versehen wird.

Anschließend wird der Vorgang wiederholt. Der Unterschied: Bei der Rückstellprobe bekommt jedes Kind ein eigenes Teströhrchen, das mit dem individuellen Barcode des Schülers versehen wird. "Die Kinder sind sehr flexibel. Ich gehe davon aus, dass es unkompliziert ablaufen wird", betont Burkhardt. Eine Herausforderung sei jedoch das Einscannen der Barcodes. Damit die Proben das Labor rechtzeitig erreichen, müssen die Lehrkräfte alle Barcodes einzeln einscannen. "Es ist auch ein logistischer Aufwand. Die Proben müssen nämlich persönlich an den Fahrer überreicht werden. Dafür gibt es an jeder Schule einen Ansprechpartner", sagt Burkhardt. Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen beliefert ein Labor in München. In Oberbayern gibt es nur zwei Labore, die PCR-Pooltests auswerten. Das andere befindet sich in Ingolstadt.

Das Ergebnis eines PCR-Pooltests liegt noch am selben Tag zwischen 18 und 19 Uhr vor. Falls es negativ ausfällt, werden die zusätzlich eingesammelten Einzelproben der jeweiligen Klasse vernichtet. Schlägt die Auswertung des Pools jedoch positiv auf Corona an, müssen alle Rückstellproben der Kinder aus der betroffenen Klasse einzeln überprüft werden. Die Erziehungsberechtigten von positiv getesteten Kindern erhalten dann bis spätestens 6 Uhr am folgenden Morgen eine elektronische Benachrichtigung. Zudem setzt sich das Gesundheitsamt mit ihnen in Verbindung. Infizierte Kinder müssen in häusliche Quarantäne.

Jede Klasse wird zweimal pro Woche getestet. Weil die Kapazität des Labors aber nicht hoch genug sei, würden die Pooltests an den Schulen gestaffelt, erklärt Burkhardt - und auf vier Tage pro Woche verteilt. Eine Verpflichtung für die Teilnahme an den PCR-Pooltests gibt es nicht. Alternativ können Schüler auch einen PCR-Test oder einen POC-Antigen-Schnelltest außerhalb der Schule machen und anschließend vorlegen.

Damit die Lollitests reibungslos ablaufen, hat das Kultusministerium eine Online-Schulung für Lehrkräfte organisiert. Für die Schüler gibt es ein Erklärvideo der Augsburger Puppenkiste, das auf der Website des Bayerischen Kultusministeriums (www.km.bayern.de/pooltests) abrufbar ist. Dabei erklärt Dr. Kasperl einer Erdmännchen-Schulklasse die korrekte Durchführung der Pooltests auf kinderfreundliche Weise. Außerdem gebe es auch eine Power-Point-Präsentation, die kann man auch gut für Schüler der dritten oder vierten Klasse verwenden könne, ergänzt Burkhardt.

Auch wenn es für eine Bilanz noch viel zu früh ist und einige Schulen erst im Laufe der Woche mit den Tests beginnen, ist Burkhardt mit dem Start der Sammeltests im Landkreis zufrieden. Schulleitungen und Verwaltungsangestellte hätten vergangene Woche "Höchstleitungen erbracht, um alle Daten zu erfassen", sagt sie. Auch die Lehrkräfte stellten sich den neuen Herausforderungen und motivierten ihre Klassen. "Und die Kinder lassen sich gut drauf ein."

© SZ vom 25.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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