Landkreis:Sperrmüll bitte anmelden - und bezahlen

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Weil viele Bürger aus den Nachbarkreisen Unrat ablieferten, plant das Abfallunternehmen eine restriktive Annahme

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Wer im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen seinen Sperrmüll loswerden möchte, kann ihn entweder von der WGV Recycling GmbH gratis von zu Hause abholen lassen oder selbst in an den Wertstoffhöfen in Quarzbichl oder Greiling abliefern. Das soll sich von 2018 an ändern. Das Abfallwirtschaftsunternehmen (AWU) des Landkreises plant, einerseits für die Abholung eine Gebühr zu erheben, andererseits reicht es für Selbstanlieferer nicht mehr, sich eine Abgabekarte in ihrer Gemeinde zu besorgen und auszufüllen. Sie müssen sich zum Sperrmüllentsorgen anmelden.

Ausgemistet - und jetzt? Solche Räumaktionen wollen künftig gut geplant sein. (Foto: Stephan Rumpf)

Da die Menge an Sperrmüll, Altholz und Grobschrott in den vergangenen Jahren drastisch angestiegen ist und viele Bürger aus Nachbarlandkreisen die kostenfreie Abgabe mit Karte nutzen, will das AWU eine bessere Kontrolle einführen. Vorgesehen ist, dass Selbstanlieferer über das Internet oder per Post eine Abgabebescheinigung beantragen. Sollten sie diese nicht vorweisen können, müssen sie für den Sperrmüll zahlen.

Spontanes Ausmisten der heimischen Garage etwa ist damit nicht mehr ohne Planung möglich. Denn, so trug AWU-Chef Reiner Späth dem Aufsichtsrat vor, die Bearbeitung der eingegangenen Anträge werde einige Tage in Anspruch nehmen. Er führte zudem aus, dass bislang die Entsorgung des Sperrmülls über die allgemeinen Müllgebühren finanziert werde, was zu Ungerechtigkeiten führe. Vor allem wenn Bürger aus anderen Landkreisen, ohne dafür zahlen zu müssen, ihren Sperrmüll etwa nach Quarzbichl bringen. Es sei kein Problem, sich eine der aktuellen Abgabekarten zu besorgen. Für die Mitarbeiter an den Recyclinghöfen sei es unmöglich, die dort angegebenen Adressen zu kontrollieren. "Daher möchten wir eine Legitimationsprüfung vorschalten", sagte Späth. Vier bis fünf Tage könne die Bearbeitung der "Anlieferberechtigung" in Anspruch nehmen. Die alten Sperrmüllkarten werden ungültig. Späth verwies mit Blick auf andere Landkreise darauf, dass Bad Tölz-Wolfratshausen mit dieser Regelung das Rad nicht neu erfinde.

Die Verwaltungsräte sind sicher, dass die Änderung großen Unmut hervorrufen werde. Noch ist aber nichts beschlossen. Erst im Herbst soll das Gremium abstimmen. Der Ärger, den es geben werde, sei es ihm wert, sagte Späth. Denn die Unmengen an Sperrmüll seien schwer in den Griff zu bekommen. Vor allem Altholz, also etwa Möbel. Früher hätten sich Biomassekraftwerke darum gerissen - sogar dafür bezahlt. Nun seien deren Lager voll.

Im Jahr 2015 wurden 5345 Tonnen Altholz abgegeben, 2783 Tonnen anderer Sperrmüll. "Wir werden nicht jedem Sofa hinterherschnüffeln, aber wir brauchen mehr Kontrolle", sagte Späth. Er hofft, dass sich die zu entsorgenden Mengen mit dem neuen System signifikant verringern werden. Das spart Kosten. Diese Einsparungen plant das AWU an die Landkreisbürger weiterzureichen, sprich: Die Müllgebühren könnten sinken. "Wenn es irgendwie möglich ist", so Späth.

Da sich von 2018 an weiteres im Abfallwesen ändern wird - so werden die Tonnen nicht mehr von den Kommunen ausgegeben, die Gebühren werden zentral eingezogen -, erwartet das AWU in Quarzbichl mehr Parteiverkehr. Späth führte die Verwaltungsräte durch den neuen Anbau. Etwa 400 Quadratmeter ist die Anlaufstelle groß, sie ist barrierefrei mit Aufzug zu erreichen. Kosten: 1,1 Millionen Euro.

Gesucht werden neue Mitarbeiter. Die Ausschreibung der Stellen ist für 1. April vorgesehen. Im Oktober könnte dann die Einarbeitung beginnen, Start im neuen Bürgerbüro sei voraussichtlich am 1. Dezember, sagte Späth. Nun müssen die 21 Städte und Gemeinden ihre Datensätze an die AWU weitergeben, damit klar ist, von wem Müllgebühren erhoben werden müssen. Kein leichtes Unterfangen, so Späth, da die Kommunen mit unterschiedlichen EDV-Systemen arbeiteten.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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