Landkreis:Saubere Luft

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Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat kein Problem mit der Feinstaub-Belastung. Messungen zeigen, dass die Luftverschmutzung unter den Grenzwerten liegt. Auch Diesel-Fahrverbote sind kein Thema

Von Martin Brjatschak, Bad Tölz-Wolfratshausen

In vielen deutschen Innenstädten werden die festgelegten Werte zur Luftreinhaltung schon seit Jahren überschritten. Besonders ältere Dieselfahrzeuge tragen Studien zufolge mit am meisten dazu bei. Daher urteilte das Bundesverwaltungsgericht kürzlich: Diesel-Fahrverbote sind ein legitimes Mittel, um die Luftverschmutzung zu verringern. Doch wie ist die Lage im Landkreis?

Wie das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen auf Anfrage mitteilt, unterliegt die Überwachung der Luftschadstoffe in Bayern dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU).

Im Rahmen des Luftüberwachungssystems Bayern (LÜB) vom LfU gibt es im Landkreis jedoch keine permanente Messstation. Die nächstgelegene befindet sich in südlicher Richtung bei Garmisch-Patenkirchen. Auch in München stehen Messstationen. Wie es beim LfU heißt, werde mit den 54 Messstationen in Bayern dennoch das gesamte Landesgebiet kontrolliert.

Dem Pressesprecher zufolge gibt es dazu die Möglichkeit, anhand der gemessenen Werte die Schadstoffbelastung an Orten zu ermitteln, die weiter entfernt vom Messstandort liegen. Dafür seien Daten zum Verkehrsaufkommen und zur Bebauungsstruktur aus der jeweiligen Kommune nötig. Liegen die daraus modellierten Werte nahe an der zulässigen Grenze oder darüber werde eine mobile Messung vorgenommen. Diese dauere ein Jahr, um den Jahresmittelwert bestimmen zu können. Derzeit werde in keiner Landkreiskommune gemessen, teilt die Kreisbehörde mit.

In Bad Heilbrunn wurde die Luftqualität in den Jahren 2012/2013 gemessen. Die Ergebnisse lagen deutlich unter den Grenzwerten. (Foto: Manfred Neubauer)

Für Kurorte gibt es besondere Regelungen. So wurden am Freitag in Bad Tölz an vier Standorten Messungen beendet. Diese stünden nicht im Zusammenhang mit der Debatte um Diesel und die einhergehende Luftbelastung. Grund ist nach Angaben der Pressesprecherin die Einstufung Bad Tölz' als heilklimatischer Kurort. Dieser Status müsse alle zehn Jahre durch neue Messwerte bestätigt werden. Die Messungen wurden am Max-Höfler-Platz nahe der Tourist-Info vorgenommen sowie am Kapellengasteig, am Kurpark und am Kalvarienberg. Sie liefen über 52 Wochen. Die Ergebnisse lägen aber noch nicht vor, das dauere, heißt es aus dem Rathaus. Dem Ergebnis blickt man jedoch gelassen entgegen: "Es gibt aus unserer Sicht keine Veränderungen. Wir haben also keine Befürchtungen", sagt die Rathaus-Sprecherin. Sobald die Auswertung vorliege, würden die Ergebnisse im Stadtrat vorgestellt.

In Bad Heilbrunn hat das LfU die Luftqualität in den Jahren 2012/2013 ebenfalls zur Anerkennung der Kommune als heilklimatischer Kurort gemessen. Die Messung von PM 2,5 ergab demnach 13 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter Luft. Der Grenzwert beträgt 25 Mikrogramm. Auch die Stickstoffdioxidmessung lag mit zwölf Mikrogramm pro Kubikmeter deutlich unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm. In Wolfratshausen hat das LfU im Jahr 2014 ebenfalls Messungen vorgenommen Grund dafür war eine Anfrage des Landratsamts zur Ermittlung der Luftbelastung an der Königsdorfer Straße. "Mit diesem Straßenabschnitt wurde ein Bereich gewählt, an dem zu erwarten ist, dass dort aufgrund von Bebauungssituation und Straßengeometrie hohe Luftschadstoffkonzentrationen auftreten", heißt es bei der Stadt. Bei der Messung wurden "sämtliche Werte eingehalten".

Zu den Problemgebieten in Sachen Luftverschmutzung gehört der Landkreis folglich nicht. Mit sauberer Luft kann er somit weiter seinem Ruf als Touristendestination gerecht werden - und besonders Städter locken. Dennoch "kann jeder einzelne einen Beitrag leisten, um die Feinstaub-Belastung zu mindern", erklärt das Landratsamt. Man könne als Verkehrsteilnehmer die Umwelt entlasten, "indem man zum Beispiel unnötige Autofahrten vermeidet", Fahrzeuge "mit feinstaubarmer Antriebstechnik bevorzugt" oder "antriebsintensive, weiche Winterreifen nur während der Winterzeit verwendet". Außerdem, so heißt es, helfe eine "regelmäßige Wartung der Heizungsanlage durch einen Fachbetrieb"und eine gänzlich eine emissionsfreie "Wärmeversorgung".

Verkehr ist bei Weitem nicht der einzige Verursacher von Luftverschmutzung. Auch die Wärmegewinnung trägt einen erheblichen Teil bei. Dem Energiemanager Andreas Scharli von der Bürgerstiftung Energiewende Oberland zufolge gibt es aber eine positive Tendenz, denn das Heizen erfahre viel Veränderung: "Es tut sich erheblich was." Immer mehr Menschen heizten mit klimaneutraler Biomasse, auch wenn der günstige Ölpreis die Entwicklung ein wenig bremse. Die Anlagen unterliegen der neuen Bundesimmissionsschutzverordnung. Da "kommt oben nicht mehr viel raus", stellt Scharli fest. Im Landkreis gebe es schon "viele schöne Lösungen", etwa in Bad Tölz: Die weiterführenden Schulen würden gemeinsam von einer mit Biomasse betriebenen Heizung gewärmt statt mit jeweils einer eigenen. In Münsing gebe es dazu bereits private Initiativen, sagt er.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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