Landkreis:Gentechnik soll verbannt werden

Lesezeit: 2 min

Soll im Landkreis der Anbau von gentechnisch grüner Gentechnik verboten werden? Ja, findet die Zivilcourage-Initiative. Eine EU-Regel könnte das möglich machen.

Johanna Wimmer

Die Arbeitsgemeinschaft Zivilcourage im Landkreis sieht in einer aktuellen Initiative der Europäischen Union eine Chance, die grüne Gentechnik aus dem Landkreis zu verbannen. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollen demnach mehr Zuständigkeiten erhalten, eigenständig über den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in ihrem Hoheitsgebiet zu entscheiden. Als Vorbild beim Kampf gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft sieht "Zivilcourage" den Landkreis Oberallgäu. Dessen Landrat referiert kürzlich auch auf der Dienstbestprechung der Bürgermeister im Landkreis.

Die Arbeitsgemeinschaft Zivilcourage hofft, die grüne Gentechnik aus dem Landkreis verbannen zu können. (Archivbild)  (Foto: ddp)

Der Kreistag Bad Tölz-Wolfratshausen hat zwar bereits im März diesen Jahres beschlossen, sich dafür einzusetzen, "dass im Landkreis keine gentechnisch veränderten Organismen in der Landwirtschaft angebaut oder verwendet werden". Gleichzeitig wurde aber auch festgestellt, dass der Landkreis oder das Landratsamt wegen der gesetzlich geregelten Zuständigkeiten keinerlei Entscheidungskompetenz zu öffentlich-rechtlichem Handeln im Zusammenhang mit der Anwendung oder dem Anbau von GVO hätten.

Die Arbeitsgemeinschaft "Zivilcourage" spricht da von einem "Totschlagargument", für das die bisher geltende Rechtslage in der EU die Grundlage bilde. Alle Aktivitäten zur Abwehr der Grünen Gentechnik würden so gelähmt. Doch mit der revidierten Verordnung sieht aus Sicht der Aktivisten die Sache anders aus.

Die Arbeitsgemeinschaft Zivilcourage will das Thema deshalb jetzt auch näher an die Bürger bringen. Annelis Holzer von Zivilcourage hält das Oberallgäu für ein Vorbild. Der Landkreis sei eine "gentechnikfreie Region" geworden und finanziere das Projekt aus eigener Tasche. Anton Klotz, Landrat des Landkreises Oberallgäu, stellte das kürzlich den Bürgermeistern im Landkreis vor. "Das ist ein Thema, das alle interessiert", sagt Werner Weindl (CSU), stellvertretender Landrat und Bürgermeister von Lenggries. Dennoch sei dieses Projekt im eigenen Landkreis finanziell nicht zu stemmen.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) habe bei der Bürgermeisterversammlung eine solche Überlegung wegen der vielen Klagen gegen eine Erhöhung der Kreisumlage vorerst abgelehnt. Für solch eine freiwillige Leistung sei schlichtweg kein Geld übrig. Dennoch müsse man an der Sache dranbleiben, findet Weindl. Das solle über eine intensivere Aufklärung der Bürger laufen oder damit, dass man Landwirte der Region einen Vertrag unterschreiben lasse, mit dem sie sich verpflichteten, auf Gentechnik zu verzichten. In Lenggries hätten die Landwirte eine solche Erklärung bereits an ihre Molkerei abgegeben.

Zivilcourage setzt auf die Mitarbeit der Gemeinden. Die gut 15 Mitglieder, darunter Landwirte, Mitglieder des Landesbundes für Vogelschutz und Privatpersonen bilden den harten Kern der Organisation. "Wir legen viel Wert auf Öffentlichkeitsarbeit", sagt Holzer. Auf mehrere Gemeinden sei man zugegangen und haben um Unterstützung gebeten. Sechs Gemeinden hätten sich als "gentechnikfrei" erklärt, nämlich Münsing, Königsdorf, Icking, Dietramszell, Wackersberg und Bad-Heilbrunn.

Die Arbeitsgemeinschaft stellt an die Gemeinden gezielte Forderungen: Sie wollen, dass Schilder mit der Aufschrift "Agro-Gentechnikfreie Gemeinde" an den Ortsgrenzen aufstellen, dass auch im Tourismus mit diesem Siegel geworben wird und die Verbraucher genauer aufgeklärt werden.

© SZ vom 25.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: