Kurzkritik: Peter Zoelch & Friends:Weit mehr als Entertainment

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Von Ulrich Möller-Arnsberg, Bad Tölz

Auf dem Weg zum kleinen Kursaal kommt man einer Tafel mit den aktuellen Veranstaltungen. Klar, ein Konzert mit dem Tölzer Knabenchor, ein Heimatabend mit dem Trachtenverein, aber dann auch dies: Die erfolgreiche Jazzserie mit Peter Zoelch & Friends wird fortgesetzt. Für seinen Maiabend hat der Klarinettist und Saxofonist, der einmal im Monat im kleinen Kursaal auftritt, eine profilierte Jazzband zusammengestellt. Das Detail dazu verrät Zoelch zu Beginn des Konzertabends. Er habe dem Special Guest, seinem Saxofonkollegen Tom Reinbrecht, die Auswahl der Rhythmusgruppe überlassen. Wie es der Zufall will, ist Reinbrecht genau auf die Musiker gekommen, die Zoelch, so sagt er, auch ausgewählt hätte. Den einfühlsamen Bassisten Harald Scharf, den Pianisten Stefan Schmid, der am Ende der ersten Konzerthälfte bei dem Standard "Things are getting better" mit subtilem Humor zu Hochform aufläuft, sowie den Schlagzeuger Stefan Noelle. Der fängt vor der Pause plötzlich an, pfeifend zu improvisieren, während er mit den Sticks lässig an seinem Drum-Set tickt. Spätestens in diesem Moment ist klar: Dies ist nicht, wie angekündigt, die Unterhaltungsreihe mit Jazzstandards, die man sich auf dem Kurgelände von Bad Tölz vorgestellt hat. Hier sind Jazzer mit Herzblut bei der Sache und leben das mit Bekenntnissen aus, statt sich mit Entertainment zu begnügen.

Nach der Pause geht es spannend weiter. Reinbrecht stellt Stücke seiner aktuellen CD "The Duo" vor, zu denen zum Beispiel "No(v)oelle" gehört. Eine Komposition mit Schlagzeugkollege Noelle, die sich als musikalische Erzählung entpuppt. Der weitere Abend, der natürlich nicht ohne Zugabe-Beifall aus dem gut besuchten Auditorium endet, bringt ein Highlight nach dem anderen. Dazu gehört die Ballade "My foolish heart", der Brubeck-Titel "Your own sweet way" und eine druckvolle Nummer des legendären Trompeters Eddie Harris als Schluss: "Cold duck time". Frostig, wie für Enten, war es nicht eine Sekunde an diesem pulsierenden Abend. Die Band kann man beim Zoelch-Termin am 4. August wiedererleben. Beim nächsten Abend, am 2. Juni, ist der Klarinettist Bernhard Ulrich im kleinen Kursaal zu Gast.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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