Kurzkritik:Drei Klangbilder

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Benefizkonzert der Neuen Philharmonie München

Von Reinhard Szyszka, Icking

Einen stärkeren Publikumsandrang hätten sich die Veranstalter schon gewünscht. Nicht einmal die Hälfte der Plätze war in der Aula der Ickinger Grundschule besetzt, als die Neue Philharmonie München in kleiner Besetzung dort antrat. Viel böses Blut hatte es im Vorfeld gegeben, weil am gleichen Tag, zwei Stunden zuvor, das Vokal-Ensemble Icking im benachbarten Gymnasium sein eigenes Konzert anberaumt hatte.

Doch der Musikwerkstatt Jugend, zu der die Neue Philharmonie gehört, waren die Hände gebunden. Das Orchester spielt zurzeit in Oberammergau eine Aufführungsserie der Oper "Nabucco" und konnte nur an einem spielfreien Tag nach Icking kommen. Eine kurzfristige Verschiebung des Termins war nicht möglich.

Der Auftritt der Neuen Philharmonie war eine Benefizveranstaltung für die Flüchtlingshilfe, mit der Idee, im Landkreis untergebrachten Flüchtlingen den Konzertbesuch zu ermöglichen. Daraus wurde nichts - sei es wegen organisatorischer Probleme, sei es aus mangelndem Interesse. Im Publikum waren die Einheimischen weitgehend unter sich. Die Neue Philharmonie spielte unter dem lettischen Dirigenten Ainars Rubikis - demselben, der auch den "Nabucco" in Oberammergau leitet. Dem Maestro gelang es, dem Orchester drei völlig unterschiedliche Klangbilder zu entlocken.

Das einleitende Flötenkonzert von Carl Philipp Emanuel Bach war in der Barockmusik, fast in der Nachbarschaft Vivaldis, verortet; Mozarts Klarinettenkonzert ist natürlich ein Hauptwerk der Wiener Klassik, und die abschließende Schubert-Sinfonie ließ schon den satten Klang eines hochromantischen Sinfonieorchesters ahnen. Auch der Schlag des Dirigenten war den verschiedenen Stilrichtungen angepasst: knapp und hart bei C.P.E. Bach - weich und federnd bei Mozart - ausladend und schwingend bei Schubert.

Es spricht für das hohe Niveau der Neuen Philharmonie München, dass das Orchester beide Solisten aus den eigenen Reihen stellen konnte. Die Französin Manon Burel spielte das Flötenkonzert des Bach-Sohnes mit perlendem Spiel und schönem, tragendem Ton. Dann folgte der deutsche Klarinettist Fidelis Edelmann, der das Mozart-Konzert im Schlaf beherrscht und im Dialog mit dem Dirigenten zu einer bezwingenden Interpretation fand.

Zuletzt Schuberts fünfte Sinfonie teilweise im rasenden Tempo: das Andante mutierte zum Allegretto, das Menuett zum Scherzo. Freundlicher, lebhafter Applaus der wenigen Zuhörer, aber keine Zugabe.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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