Kurdirektor Klaus Pelikan:Ungefragt Sprecher

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Der Tölzer Bürgermeister macht Klaus Pelikan zum Leiter eines neuen Amts für Öffentlichkeitsarbeit - doch der erklärt als Erstes, dass er stattdessen viel lieber Kurdirektor geblieben wäre.

Klaus Schieder

Die Kur ist in Bad Tölz längst nicht mehr das, was sie einmal war, und der Kurdirektor bald auch nicht mehr: Klaus Pelikan soll wider Willen zur rechten Hand von Bürgermeister Josef Janker werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadtverwaltung in Bad Tölz wird umstrukturiert. Die wichtigste Änderung: Kurdirektor Klaus Pelikan, der bislang die Tourist-Information leitet, führt von Januar 2013 an das neue Amt für Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus. "Ich brauche eine Art persönlichen Referenten, der im Prinzip meine rechte Hand sein soll", begründet Bürgermeister Josef Janker (CSU) den organisatorischen Umbau. Die stellvertretende Kurdirektorin Brita Hohenreiter wird vorerst kommissarische Chefin der Tourist-Information. Pelikan ist mit seiner Versetzung alles andere als glücklich. "Ich habe die Aufgabe des Kur- und Tourismusdirektors sehr gerne wahrgenommen und würde diese auch gerne weiter ausüben", teilt er mit.

Im Vorzimmer des Bürgermeisters arbeiten derzeit Sekretärin Johanna Habermann und Claudia Salamon, die eine Teilzeitstelle hat. Beide müssten täglich eine Fülle von Anrufen beantworten, "die fast nicht zu bewältigen ist", sagt Janker. Zudem sieht er die Stadt in der Öffentlichkeitsarbeit zu sehr in der Defensive. "Wir haben hier ein großes Defizit, wir dürfen nicht nur reagieren", meint der Bürgermeister.

Pelikan hat sich den neuen Job nicht ausgesucht. Er wurde ihm von Janker einfach übertragen. Der Rathauschef beruft sich auf sein Recht als Dienstherr, Beamte mit anderen Aufgaben zu betrauen. "Da fragt man nicht: Gefällt dir das, sondern man sagt, ich brauche eine Persönlichkeit - und was habe ich zur Verfügung", erklärt Janker. Dagegen verweist Pelikan darauf, dass er in den vergangenen sechs Jahren mit den Mitarbeitern in der Tourist-Information "sehr viel umgesetzt und erreicht" habe. Diese Bilanz hat er in einer sechsseitigen Stellungnahme aufgelistet, die er an den Bürgermeister und die Stadträte schickte.

Die Vermutung, er sei mit Pelikan als Kurdirektor unzufrieden, weist Janker strikt zurück. Seine Wahl rechtfertigt er damit, dass Pelikan unter dem damaligen Bürgermeister Albert Schäffenacker bereits geschäftsleitender Beamter war. Auf diesem Posten und als Kurdirektor habe er "große Erfahrung und umfangreiche Kenntnisse" erworben, "die eine sehr erfolgreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erwarten lassen", sagt der Bürgermeister. Unter anderem habe der Kurdirektor ein enges Netzwerk zu Ministerien aufgebaut. Für den neuen Posten sei er "sensibel genug, aber auch konsequent genug".

Weil drei Rathausbedienstete kaum eine eigene Abteilung bilden, bekommt das neue Amt noch andere Aufgaben und Mitarbeiter zugewiesen. Die Tourist-Information gibt das Stadtmuseum und das Heimatwerk an das neue Büro des Bürgermeisters ab, die Kämmerei die Poststelle und die zentralen Dienste, das Bauamt das Gebiet IT und EDV. Wenn Pelikan geht, wird seine Stellvertreterin die Tourist-Information führen - jedoch nur kommissarisch. Dies hat dem Bürgermeister zufolge den Vorteil, dass Brita Hohenreiter in sechs bis zwölf Monaten feststellen könne, was hinter dem Posten als Leiterin stecke. "Danach kann man sagen: Wie schaut's aus, schreiben wir die Stelle intern oder extern aus?"

Überdies will Janker mit der endgültigen Nachbesetzung warten, weil er zuerst einen neuen Wirtschaftsförderer finden möchte, nachdem Alexander Schmid die Kurstadt verlässt. Die Arbeit des Nachfolgers soll künftig mehr in Richtung Stadtmarketing gehen, eher weg von der Ansiedlung von Unternehmen. Dafür habe man ohnehin kaum Gewerbeflächen mehr, sagt Janker. Läuft alles nach Wunsch, soll Schmids Nachfolger im zweiten Quartal 2013 seinen Posten antreten.

Und noch eine Neuerung gibt es im Rathaus: Dort ist künftig ein Mitarbeiter tätig, der sich um soziale Belange kümmert. Er wird für Jugendliche, Senioren, Migranten und behinderte Menschen zuständig sein. Einen Kandidaten hat der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats schon ausgewählt. Er muss nur noch den Vertrag unterschreiben.

© SZ vom 23.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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