Kunstraum Wolfratshausen:"Es muss funkeln"

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Der Maler Klaus Grape gibt sich mit Farbe auf Leinwand nicht zufrieden. Zu seinen Bildern gehört mehr: Flaschen und Spiegel, Sand und Salz.

Barbara Szymanski

Klaus Grape zermahlt Flaschen, Spiegel, Gläser, greift in seine Vorräte von Sand, Salz, Swarovski-Splittern oder sogar Silbernuggets. Denn Acryl- und Ölfarben oder Bindemittel und Pigmente auf kleine, mittlere und große Formate aufzutragen, das ist dem Maler und Galeristen des Kunstraums Wolfratshausen nicht genug. "Es muss funkeln und glitzern", sagt er. Und wenn ihm danach ist, dann fügt er sogar phosphoreszierende Farben hinzu.

Das Ergebnis: Am Tag zeigt sich so ein Bild ganz unspektakulär als nichtgegenständliche Komposition. Doch schon in der Dämmerung entspringen ihm kleine oder größere Lichtseen. Aber nicht alle seine Bilder glitzern so dekorativ. Mitunter lässt er einfach die starken Farben und Strukturen wirken.

Seit fünf Jahren verfolgt der ehemalige Architekt und begeisterte Galerist eine Technik, die er nicht zu benennen vermag. Am Anfang sind da stets nur eine schlichte Leinwand und ein im Gesamtergebnis geplantes Bild. Den Malgrund legt er auf den Boden und schüttet Binder und Pigmente äußerst pastos darauf. Schicht auf Schicht folgt, dazu lange Trocknungszeiten. Dann kommt Glitzerwerk oder Sand und anderes strukturgebendes Material hinzu.

Bis zu eineinhalb Monate arbeitet er daran. Wenn er in sich in diesem Prozess befinde, entstehe eine Eigendynamik, sagt er. Besonders mutig ist Klaus Grapes Farbwahl: Ultramarin, flammendes Rot oder mitunter auch Leuchtfarben bis zur Schmerzgrenze. Im Zentrum stehen derzeit Themen wie die vier Elemente, das Universum, die Erde an sich oder das "Mysterium Zeit". So hat er seine aktuelle Ausstellung genannt. Meist entstehen Zyklen oder ein Projekt, das er mit rund 30 kleinen sogenannten Tagesbildern kürzlich begonnen hat.

Über einen Zeitraum von drei Jahren will er bis zu 300 mehr oder weniger funkelnde und farbenfreudige Kompositionen malen, und er freut sich auf ein sich ständig veränderndes Großprojekt. Klaus Grape ficht es wenig an, wie er sagt, dass seine farbgewaltigen und schillernden Materialbilder und Kollagen nicht so recht zur Couchgarnitur von Privatleuten passen wollen. Er verkaufe hauptsächlich an deutsche Institutionen oder Banken. Nur in den USA, Kanada oder aber Südafrika, wo er einige Zeit lebte, "schauen die Leute nicht, ob die Bilder zu den Möbeln passen".

Klaus Grape: "Mysterium Zeit", Kunstraum Wolfratshausen, Humplgassl1, bis 24. August, Dienstag bis Freitag 11 bis 16 Uhr, Samstag 11 bis 15 Uhr.

© SZ vom 09.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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