Kunstinstallation:Leucht-Turm

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"Die Goldene Mitte" ziert die Petruskirche an der Egerlandstraße; ein zweites Exemplar die Apsis der Versöhnungskirche. (Foto: Hartmut Pöstges)

Johanna Widmann illuminiert Kirchen in Geretsried

Von Dorothea Gottschall, Geretsried

Als es langsam dunkel wird in Geretsried und der Herbst sich mit Wind und Wetter zu erkennen gibt, lassen zwei neue Lichter die Stadt etwas heller leuchten als sonst. Die Installationen mit dem Titel "Die Goldene Mitte" der Künstlerin Johanna Widmann illuminieren den Turm der evangelischen Petrus- und die Apsis der Versöhnungskirche. Dass das Lichtobjekt in etwa sechs Metern Höhe den Kirchturm an der Egerlandstraße ziert, beruht auf einem besonderen Anlass. Im vergangenen Jahr feierten die beiden Kirchen jeweils ihr 60- und 50-jähriges Bestehen. Einer früheren Freiluftvernissage sei das Pandemiegeschehen in die Quere gekommen, und der Frühling hätte mit seiner zunehmenden Anzahl an Sonnenstunden zu sehr mit der "Goldenen Mitte" konkurriert, erklärt Kirchenvorsteherin Elisabeth Anton in ihrer Eröffnungsrede.

Es ist nicht das erste Mal, dass Widmann ihr Kunstobjekt im kirchlichen Raum ausstellt. Bereits 2017 war "Die Goldene Mitte" Teil der Kunstmeile in Wolfratshausen und an der evangelischen Kirche Sankt Michael an der Bahnhofstraße zu sehen.

Das kreisförmige Objekt leuchtet nachts mithilfe einer künstlichen Lichtquelle und tags dank der natürlichen Lichteinstrahlung. Auf der mit Blattgold verzierten Metallschale spiegelt sich die Sonne. Ein matter Reisigkranz umgibt das goldene Zentrum - eher ungewöhnlich für die gelernte Holzbildhauerin, die sonst im massiven Baumstamm eine Inspiration sieht. Die filigranen Zweige berühren die Scheibe an drei Punkten. Dass die Verbindungen ein gleichschenkliges Dreieck ergeben, hat die 60-jährige Künstlerin beabsichtigt, ihre Motivation beim künstlerischen Schaffen seien die "Ästhetik und die reiche Welt der Symbole", sagt sie.

Wer nach einem Bezug zur Petruskirche sucht, wird bei einem Blick auf die zweite Metallscheibe hinter der Installation fündig: "Das glatte, oxidierte Kupferblech wurde so zugeschnitten, dass ein Spiel aus Licht und Schatten nachts ein zartes Kreuz zum Vorschein bringt", so Widmann. "Und haben Sie schon die Farbe gesehen? Der Ton ergänzt das Petrusrelief unterhalb des Werks." Trotz aller sorgfältiger Details - die Vollkommenheit des Objekts ergibt sich für Widmann aus einer Vielzahl an Zufällen. Sie denkt etwa an die Experimente mit der Lichtquelle, die eigentlich gar nicht geplant war. "Dadurch habe ich ein neues Handwerk erlernen dürfen: das Löten", sagt Widmann begeistert.

Pfarrer Georg Bücheler begrüßt die zeitgenössische Kunst in diesem sakralen Raum und möchte die Kirche auch zukünftig für solche Zwecke zugänglich machen. "Diese Art von Ausstellung führt zu ganz besonderen Begegnungen," findet Bücheler.

© SZ vom 18.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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