Kulturverein Isar-Loisach:Nachbarn im Geiste

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Das Geltinger Festival "Pipapo" pflegt diesmal die reale und die gefühlte Nähe. "Das sind Themen, die Geretsried tangieren", sagt Kulturreferent Hans Ketelhut

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Der "Sirenenchor" setzt sich beim diesjährigen Pipapo-Festival im Kleingartenkostüm in Szene. (Foto: Sabine Hermsdorf-Hiss/OH)

Nachbarn sind überall: Sie leben nebenan, pendeln über Landesgrenzen und ziehen in Sichtweite der Erde ihre Bahnen um die Sonne. Und manchmal treffen sie sich auf einem Festival wie dem "Pipapo", kurz für Pinsel, Pauke, Poesie, um ihre Nachbarschaft zu zelebrieren - etwa mit einem Poetry-Slam aus München, einem Zauberer aus der Schweiz, Musik aus Italien oder Science-Fiction aus Wolfratshausen. Der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) ruft von Samstag, 18. November, bis Sonntag, 26. November, zum sechsten Mal die Geretsrieder Kulturtage aus, die Stadt trägt das Festival mit 25 000 Euro. Das Programm haben die Veranstalter am Mittwoch öffentlich vorgestellt.

Den städtischen Kulturreferenten Hans Ketelhut (CSU) stimmte das Programm zufrieden: "Das sind Themen, die Geretsried tangieren", sagte er. Durch Bürgermeister Michael Müller (CSU), der "für Kultur offen" sei, habe diese in Geretsried einen neuen Stellenwert erlangt, nämlich den gleichen wie der Sport. "Das hat sich gewandelt", sagte Ketelhut. "Die Kultur darf nicht stiefmütterlich behandelt werden." Kulturamtsleiterin Anita Zwicknagl lobte, dass viele Künstler bei Pipapo aus dem Oberland stammten und nicht teuer eingekauft worden seien.

Damit auch einkommensschwache Nachbarn an der Festivalwoche teilnehmen können, gibt der Verein kaufkräftigeren Besuchern die Möglichkeit, sich als sogenannte Kulturpaten zu engagieren. Wer möchte, kann mehr als nur das eigene Ticket erwerben und das zweite spenden. Angelehnt ist die Aktion an das Projekt "Brot am Haken", bei dem Kunden etwa für zwei Brote zahlen und den Bon für das zweite als Gutschein an einen Haken hängen können.

Zum Auftakt am Samstag, 18. November, tritt die Theatertruppe Lichtbühne aus München im "Hinterhalt" auf. In ihrem Stück tauchen die Künstler in den Kopf des Messies Herrn Metitsch ein, der sich seine eigene Welt erschaffen hat: Er kann nichts wegwerfen und hat doch ein ausgeklügeltes Ordnungssystem. Am Sonntagvormittag, 19. November, singt das Trio Nostalgie Chansons zu einem deutsch-französischem Frühstücks-Buffet. Am Abend desselben Tages pflegt Pipapo die gute Nachbarschaft mit Wolfratshausen, im Rahmen eines Oskar-Maria-Graf-Abends im Badehaus Waldram-Föhrenwald. Zu sehen und hören gibt es einen Film von Sybille Krafft, eine Lesung von Claus Steigenberger und Musik aus der Nachbarschaft zu Speisen vom Buffet. Im Mittelpunkt steht Grafs Tochter Annemarie Koch-Graf.

Futuristisches bietet das Festival am Freitag, 24. November, mit dem Science-Fiction-Autor Herbert Werner Franke. Der 1927 geborene Träger des European Grand Master Awards gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Science-Fiction-Autoren; sein Werk umfasst 21 Romane und 230 Kurzgeschichten. Der gebürtige Österreicher lebt heute in Egling. Neben dem Schreiben modelliert er am Computer fantastische 3D-Welten, die sich mit einem Mausklick betreten und erkunden lassen. Zusammen mit der Fotografin Petra Bauer-Wolfram stellt Franke in der Galerie des "Hinterhalts" aus. Die Vernissage mit Lesung und Marionettenspiel beginnt um 19 Uhr.

Im Anschluss tritt die neapolitanische Formation Duo Converso auf. Aus der Schweiz reist der Magier und Komödiant Marc Haller an, der die Kulturbühne am Samstag, 25. November, von 20 Uhr an verzaubert. Den Schlusspunkt setzen am letzten Festivalabend Dichter aus der Nachbarmetropole München: "Am Ende war das Wort" lautet das Motto des Poetry-Slams, den Ko Bylanzky seit fast 25 Jahren in der Landeshauptstadt organisiert. Die Schlacht beginnt um 20 Uhr.

Wer die Mitveranstalterin Assunta Tammelleo selbst auf der Bühne erleben will, kommt am selben Sonntag in die Musikschule Geretsried. Denn da besingt der Sirenenchor ein großes, nachbarschaftliches Pipapo-Frühstück.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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