Kulturfestival "Pipapo":Tatort "Hinterhalt"

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Im Gasthof Post in Vorderriß hängt das Gemälde "Die Seeschlacht auf der Isar", denn in der Gegend ist der Kampf zwischen Revierjägern und Lenggrieser Wilderern tatsächlich passiert. (Foto: Veranstalter/oh)

Beim Geretsrieder Kulturfestival "Pipapo" dreht sich heuer alles um das Motto "Mörderisches Bayern". Ein Höhepunkt verspricht die szenische Lesung "Die Seeschlacht auf der Isar" zu werden

Von Felicitas Amler, Geretsried

Eigentlich sind Mord und Totschlag ja nicht unterhaltsam, sondern erschütternd, traurig, entsetzlich. Dennoch gehört die Kategorie "Crime" zu den Spitzenreitern der Unterhaltungsindustrie, von "Tatort" bis "CSI" und von "Krimi-Dinners" bis zu mörderischen Online-Spielen. Auf die Faszination des Genres setzt auch das kleinere der beiden Geretsrieder Kulturfestivals: "Pipapo" steht heuer unter dem Motto "Mörderisches Bayern". Veranstalter ist der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) - just jene Ehrenamtlichen, die den städtischen "Kulturherbst" in diesem Jahr vor dem völligen Scheitern gerettet haben, nachdem die beauftragte Agentur Cultus-Production sich als insolvent abgemeldet hatte. Man könnte auch sagen: KIL hat gerade einen Mordsjob hinter sich gebracht.

Pipapo findet traditionell in der Geltinger Kulturbühne "Hinterhalt" statt, deren Betreiberin Assunta Tammelleo KIL-Vorstandsmitglied ist. Zwei Ausnahmen gibt es diesmal: Gerhard Polt tritt im Saal der Ratsstuben auf, der zwar ein Vielfaches der Hinterhalt-Plätze hat, dennoch bereits ausverkauft ist (27. November). Und dann gibt es noch einen Abend mit Schauergeschichten: "Mörderischer Advent. Die stade Zeit und ihre Gefahren"- eben dies eines der beliebten "Krimi-Dinners", das in der Mensa des Schulzentrums Geretsried auf- und ausgetragen wird (27. November).

Andere Programmpunkte stehen unter Überschriften wie "Mörderisch gute Laune" ( Tromposaund mit Heimatklängen; 24. November), "Todbringendes Handwerk" (Ausstellung Peter Braun, Holzarbeiten, Tom Carstens, Metall, und Egbert Krupp, Fotografie; 25. November) oder "Mörder, Monster, Mann und Frau" (Beate Speck-Kafkoulas mit ihrem Papiertheater; 27. November).

Zum Auftakt am Dienstag, 22. November, spricht die Ickinger Historikerin und Filmemacherin Sybille Krafft "von mörderischen Zeiten", wie es im Programm heißt: Gemeint sind Krieg, Flucht und Vertreibung - Letzteres ein Thema, das gerade in Geretsried heuer, da 70 Jahre Ankunft der ersten Vertriebenen gefeiert wurde, aktuell ist. An diesem Abend gibt es im "Hinterhalt" ein Büffet und ein Liedprogramm des Sirenenchors. Der Verein Flößerstraße gestaltet eine szenische Lesung aus Ludwig Thomas Kurzgeschichte "Die Seeschlacht auf der Isar". Dazu erklärt Gabriele Rüth, die an diesem Abend Regie führt: "Im Gasthof Post in Vorderriß hängt das berühmte Gemälde 'Die Seeschlacht auf der Isar', denn in der Gegend ist der Kampf zwischen Revierjägern und Lenggrieser Wilderern tatsächlich passiert."

Ludwig Thoma habe diese todbringende Schießerei literarisch verewigt. Der Dichter konnte, so Rüth, das Geschehen sehr lebendig und spannend nacherzählen, da sein Vater Max Thoma damals in diesem Revier Oberförster war und somit verantwortlich dafür, dass die beiden Wilderer Blasi und Toni Hoißn dingfest gemacht wurden. "Thoma machte daraus ein Heldenstück für die Wilderer, aber auch für die Jäger." Im "Hinterhalt" lesen Sabrina Schwenger, Hermann Paetzmann und Hannes Kirchhofer sowie Wiggerl Gollwitzer von der Loisachtaler Bauernbühne. Sie haben dieses Werk nicht nur gewählt, weil darin ein Floß eine wichtige Rolle spielt, sondern im Vorgriff auf ein Jubiläum: den 150. Geburtstag Ludwig Thomas am 21. Januar 2017. Die musikalische Umrahmung gestaltet die Gruppe Boarisch Roas (25. November).

Dass es mit Pipapo im kommenden Jahr weitergeht, ist gesichert. Der Titel lautet dann weitaus friedlicher: "In der Nachbarschaft".

Pipapo, Geretsrieder Kulturtage mit Pinsel, Pauke und Poesie: 22. bis 27. November; Kartenvorverkauf in Geretsried bei der Buchhandlung Ulbrich, Karl-Lederer-Platz 3, und Intersport Utzinger, Egerlandstraße 56; in Wolfratshausen beim Gummibärchenladen, Marienplatz 3; außerdem per E-Mail an gitti@hinterhalt.de

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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