Kritik am Weihbischof:"Der Herr Bischof klopft Sprüche"

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Der Tölzer Stadtpfarrer Rupert Frania kritisiert die Aussagen zur Franziskanerkirche von Weihbischof Wolfgang Bischof.

Von Klaus Schieder

Rupert Frania, Stadtpfarrer von Bad Tölz (Foto: Manfred Neubauer)

Stadtpfarrer Rupert Frania ist bekannt dafür, dass er seine Standpunkte unverblümt mitteilt - auch wenn sie nicht immer auf der Linie der katholischen Kirche liegen. Mit deutlicher Kritik reagiert er auf die Äußerungen von Weihbischof Wolfgang Bischof im Interview mit der SZ Bad Tölz-Wolfratshausen zur Franziskanerkirche sowie zur Kur- und Tourismusseelsorge in Bad Tölz. "Er erzählt nur das, was ihm passt", moniert Frania. "Der Herr Bischof klopft Sprüche."

Der Weihbischof hatte erklärt, dass die Zukunft der Klosterkirche davon abhänge, ob sie in ein neues Seelsorgekonzept für den Pfarrverband passe. Ob also genügend Priester und pastorale Mitarbeiter vorhanden seien, um das Gotteshaus im Kurviertel zu betreuen. Bis zu ihrem Wegzug 2008 hatten die Franziskanerpater dort Messen gelesen und Beichten abgenommen, danach sprangen die Geistlichen der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt ein.

Vorschläge, wie diese Aufgaben künftig erfüllt werden können, liegen laut Frania schon seit vier Jahren dem Erzbischöflichen Ordinariat vor. Eine Antwort darauf habe es bis heute nicht gegeben, sagt der Stadtpfarrer.

Den Priestermangel hält Frania für ein hausgemachtes Problem. Die katholische Kirche habe "hochqualifiziertes Personal", das aber nicht gefragt werde, meint er. Pastoralreferenten oder Diakone hätten nie eine Anfrage vom Ordinariat bekommen, ob sie sich zum Priester weihen lassen möchten.

Unter der Voraussetzung freilich, dass man ihnen sage: "Wir sorgen dafür, dass ihr eure Ehe weiterführen könnt." Aber dazu fehle der Mut. "Momentan verstecken sich alle hinter dem Papst."

An der Franziskanerkirche, die unter Denkmalschutz steht und sanierungsbedürftig ist, hat nach Franias Ansicht keine der beteiligten Seiten wirklich Interesse. Der Orden als Eigentümer nicht, weil er das Gotteshaus nicht mehr brauche. Das Ordinariat nicht, weil es damit eine finanzielle Last übernähme. Und die Stadt nicht, "auch wenn sie immer Tamtam macht". Seit vier Jahren schiebe einer dem anderen die Verantwortung zu, sagt der Stadtpfarrer. "Und seit vier Jahren warte ich sehnsüchtig auf ein Ergebnis."

Die Empfehlungen aus dem Pfarrverband sehen vor, dass die Kirche als Kirche erhalten bleibt und vom Kur- und Tourismusseelsorger betreut wird. Für diesen hatte die Stadt lange ein Büro im Franziskuszentrum, dem ehemaligen Klostergebäude, reserviert. Die Räume sind inzwischen anderweitig vermietet, nachdem das Ordinariat mitgeteilt hatte, sie würden nicht benötigt.

Für die Kurseelsorge ist mit Herbert Konrad derzeit kein Priester, sondern ein Pastoralreferent mit einer halben Stelle zuständig. Mit den restlichen 50 Prozent arbeitet Konrad für das Katholische Kreisbildungswerk. Für Frania wäre es durchaus möglich, dass in der Klosterkirche neben Messen auch Andachten oder Mediationen abgehalten werden. "Aber all das muss abgesichert sein, personell wie finanziell", erklärt er.

Außer ihm arbeitet im Tölzer Pfarrverband mit Leo Sobik bislang nur ein weiterer Priester. Daneben leben in der Kurstadt noch drei Ruhestandsgeistliche, von denen einer krank ist. Zum Team gehören außerdem Konrad als Halbtags-Pastoralreferent, eine Gemeindereferentin und zwei Diakone. In der Asklepios-Klinik arbeitet Reiner Hertan, ein vormals evangelischer, verheirateter Pfarrer, der aber direkt dem Ordinariat unterstellt ist. Sie alle kümmern sich um neun Kirchen und Kapellen.

Einem verstärkten Miteinander von Hauptamtlichen und Laien, wie dies Weihbischof Bischopf postuliert, hält der Stadtpfarrer entgegen, dass den ehrenamtlichen Kräften von der Kirche dann mehr erlaubt werden müsse als bloß zu arbeiten und Wünsche zu äußern. Außerdem sieht er es als ureigene Aufgabe von Priestern an, selbst zu den Menschen zu gehen: "Wir würden jegliches Vertrauen verspielen, wenn wir uns dem entzögen."

Der Tölzer Stadtpfarrer selbst muss 2013 jedoch in den Ruhestand gehen. Nicht aus freien Stücken. Normalerweise muss ein Pfarrer erst mit 75 Jahren seinen Bischof um Entlassung in den Ruhestand ersuchen, der dies dann genehmigen oder auch die Amtszeit um fünf Jahre verlängern kann. Frania ist erst 70. Aber als er Kardinal Reinhard Marx berichtet habe, dass die Renovierung der Stadtpfarrkirche wegen der Umstrukturierungen im Ordinariat zehn Monate stillstehe, habe dieser ihm erklärt, dass er, Frania, ausscheiden werde.

Auch zur künftigen Nutzung der Klosterkirche selbst gab es Vorschläge. Der Stadtpfarrer kann sich vorstellen, dass dort geistliche Musik im Rahmen von Andachten, Ausstellungen religiöser Kunst oder auch Diskussionsforen zu religiösen Themen stattfinden. Zudem könnte die Caritas geistliche Veranstaltungen für ihre Klientel anbieten. "Möglichkeiten gäbe es, sie sind längst vorgeschlagen", sagt Frania.

Im Rathaus denkt man nicht darüber nach, die Kirche im Kurviertel eventuell zu kaufen - sollte sie denn eines Tages entweiht werden. Die Stadt habe schon aus dem Klostergebäude "ein tolles Sozialzentrum" gemacht, sagt Bürgermeister Josef Janker (CSU). Aber das Engagement könne "nicht uferlos" sein. Außerdem gehöre das Gotteshaus derzeit nun mal dem Orden, der für die Sicherung und Erhaltung zuständig sei.

© SZ vom 14.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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