Kreis-SPD:Der "super Nachfolger" schmeißt hin

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Paul Lehmann zieht Konsequenz aus den Stimmenverlusten. Vorsitzende Gabriele Skiba beschwichtigt.

Von Suse Bucher-Pinell

Ein Bild aus glücklicheren Zeiten: Paul Lehmann und Gabriele Skiba. (Foto: Manfred Neubauer)

Er war der Hoffnungsträger der schwächelnden SPD im Landkreis. Bei der Landtagswahl im September schnitt Paul Lehmann vielversprechend ab, jetzt kandidierte er für den Tölzer Stadtrat und den Kreistag, allerdings ohne Erfolg. In Bad Tölz ist er der erste Nachrücker der SPD. Am Montagabend verkündete der 26-Jährige einen unerwarteten Entschluss. Er lege seine Ämter als Tölzer SPD-Vorsitzender und Stellvertreter im Kreisverband nieder. Damit übernehme er die Verantwortung für das schlechte Ergebnis der Kommunalwahl, bei der die Partei vor allem auf Kreisebene verloren hat. Im Kreistag ist sie mit sieben Sitzen (minus eins) nur noch viertstärkste Kraft hinter den Grünen.

"Da müssen Konsequenzen folgen", sagt Lehmann. Die erste sei sein Rücktritt, als nächstes müsse auch auf Vorstandsebene etwas passieren. "Wir müssen Veränderungen herbeiführen, der Abwärtstrend im Kreistag und im Tölzer Stadtrat muss gestoppt werden." Der begann schon vor der Wahl. In fünf Kommunen - Lenggries, Benediktbeuern, Bichl und Reichersbeuern, Dietramszell - war die SPD gar nicht mehr angetreten. Nur in sieben von 21 Städten und Gemeinden - Bad Tölz, Geretsried, Wolfratshausen, Icking, Egling, Münsing und Kochel am See - ist sie in Ratsgremien vertreten, teilweise nur durch Mandatsträger, die als Parteilose kandidierten.

SPD-Kreisvorsitzende Gabriele Skiba, die von Lehmanns Rücktritt über einen Facebook-Liveticker erfuhr, bewertet die Lage nicht ganz so ernst wie dieser. "Erst mal ganz locker", beschwichtigt sie. Dass das Wahlergebnis für die SPD katastrophal sei, das sei Lehmanns Meinung. "Ich sehe das nicht so." In Kochel und Icking habe die Partei je einen Sitz dazugewonnen. Die Gründe für Lehmanns "Schnellschussreaktion" sieht sie bei ihm persönlich: Er sei jung, politisch ehrgeizig und "zutiefst enttäuscht", kein Mandat gewonnen zu haben, wofür er viel gearbeitet habe. "Ich halte ihm zugute, dass er die Folgen nicht überrissen hat." Bislang sind diese nicht klar. Wer Lehmanns Positionen übernehmen soll, ist offen. Skiba hat für Donnerstag den Vorstand geladen und hofft, dann mit ihm ausführlich sprechen zu können. Bisher sah sie in ihm einen "super Nachfolger" für den Vorsitz.

Lehmann ist seit vier Jahren Ortsvorsitzender in Tölz und seit drei Jahren Stellvertreter im Kreis. Mit seinem Wahlergebnis sei er "eigentlich zufrieden", verstecken müsse er sich nicht. Ihm gehe es bei seinem Schritt vielmehr ums ganze Team. Der Wahlkampf sei zu zurückhaltend geführt worden. Es müsse sich etwas ändern. Die SPD brauche mehr Mitglieder, sie müsse mehr zu den Leuten gehen und sich häufiger zu kommunalpolitischen Themen äußern. "Wenn sich etwas ändert, bin ich wieder dabei, wenn nicht, dann nicht."

© SZ vom 19.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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