Konzertrezension:Streicherehe mit Pianist

Lesezeit: 3 Min.

Der Pianist Nikolaus Resa (Mitte) führt mit dem Ehepaar Krzysztof (Geige) und Katarzyna Polonek (Cello) als "Berlin Piano Trio" eine musikalische Dreiecksbeziehung, die gut harmoniert. Die drei haben sich dem Genre Klaviertrio voll und ganz verschrieben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das "Berlin Piano Trio" brilliert in Icking als Ensemble mit hervorragendem kammermusikalischen Zusammenwirken und großem Gespür für Tempowechsel

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Icking

Draußen vor dem Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium macht der Schnee die Straßen noch schmal. Aber drinnen im Konzertsaal ist in diesem besonderen bayerischen Winter schon ein Hauch von frühlingshafter Weite und Stimmung zu spüren. Mit Joseph Haydns "Zigeunertrio" eröffnen die drei Musiker des Berlin Piano Trio ihren Abend bei "Klangwelt Klassik". Brillant machen das der Pianist Nikolaus Resa, der Geiger Krzysztof und seine Frau, die Cellistin Katarzyna Polonek.

Anders als bei manch jungem Ensemble, das in Icking schon gastierte, gehört die unbedingte emotionale Ausdruckshaftigkeit nicht zum Konzept dieses Ensembles. Es nähert sich Haydn aus einer klassischen Distanzhaltung heraus. Und das überzeugt vor allem deshalb, weil diese Musiker schon 15 Jahre zusammenspielen. Man merkt sogleich, hier sind eben nicht - wie bei Klaviertrio oft zu erleben - namhafte Einzelsolisten am Werk, die sich für einen Abend als Trio zusammengetan haben. Sondern hier musizieren drei Interpreten, die sich dem Genre Klaviertrio ganz und gar verschrieben haben.

Das macht sie in ihrem kammermusikalischen Zusammenwirken in jedem Moment spürbar. Pianist Nikolaus Resa ist es, der im eröffnenden Haydn-Trio besonders viel Risiko geht. Man könnte sich das namengebende "Rondo all' Ongarese" allerdings noch derber, folkloristisch-farbiger vorstellen, als es die drei Klassiker hier spielen. Aber mehr noch im nachfolgenden H-Dur-Trio op. 8 von Johannes Brahms wird klar, dass dieser Abend Steigerungsmöglichkeiten in der Dynamik und Dramaturgie offen lässt.

Denn es dauert, bis das Berlin Piano Trio zeigen kann, welches Potenzial es hat. Das Publikum im voll besetzten Ickinger Saal kommt den Musikern dabei entgegen. Konzentrierte Stimmung ist da, kein Husten zu hören, keine Unruhe zu spüren. Vom Einführungsvortrag wissen die meisten, was sie erwartet und was gespielt wird. Und so gerät schließlich der dritte Satz, das Adagio, zu einem ersten Höhepunkt. Jetzt agieren die drei Musiker vom Berlin Piano Trio aus dem Moment heraus, gestalten die gesanglichen Linien mit großer Spontaneität, verlieren sich in die Harmoniefolgen und verbinden sich mit der Akustik des Raums.

Es ist dann die zweite Hälfte nach der Pause, die einlöst, was dieses international preisgekrönte Klaviertrio im Vorfeld erwarten ließ. Zunächst gibt es mit den "Cinq pièces brèves" von dem Modernisten Bohuslav Martinu selten zu Hörendes zu entdecken. Das Klaviertrio Nr. 1 des Tschechen stammt von 1930, einige Jahre nachdem Martinu als Stipendiat die Metropole Paris kennengelernt hat. Man spürt es seiner Musik an, dass er dort die führenden Komponisten Strawinsky, Ravel und die Group de Six kennengelernt hat. Martinus fünf Stücke für Klaviertrio sprühen vor rhythmischer Raffinesse. Notorisch reihen sich Themen und Stimmen aneinander, verdichtet sich, erzeugen modernistische Reibungen. Und dies loten die drei Musiker des Berlin Piano Trio jetzt so grandios aus, dass man gebannt dabei ist.

Schon bis hierhin war das Konzert abwechslungsreich und abendfüllend. Aber es sollte mit Antonin Dvoraks "Dumky-Trio" noch ein weiterer ganz besonderer Programmpunkt folgen. War Martinu ein erfrischender Kontrast zur Brahms´schen Romantik vor der Pause, so gibt es jetzt mit dem slawischen Melos von Dvorak wieder einen Wechsel zurück in jene Welt vor der Jahrhundertwende. Das Berlin Piano Trio trifft den Ton und die Anmut, die diesem Werk innewohnt. Offen und mit überzeugendem Gespür für die Tempowechsel und Stimmungen zelebrieren die drei Musiker das Meisterwerk Dvoraks.

Die zu Beginn des Konzerts noch etwas unbestimmte Stimmung im Saal wechselt nun endgültig in Begeisterung. Mit Bravorufen reagiert der ein und andere Zuhörer auf das bewegende Musizieren. Nikolaus Resa, Krzysztof und Katarzyna Polonek lassen sich nicht lange bitten und bedanken sich mit dem Scherzo aus dem c-Moll-Trio von Johannes Brahms.

Noch hat der Winter Icking im Griff, aber das Konzert mit dem Berlin Piano Trio öffnete schon den Ausblick auf die Frühjahrskonzerte im Rainer Maria-Rilke-Gymnasium: Am 17. Februar, 19.30, kommt das Esmé Quartet. Und vom 22. bis 24. März findet dort dann der " Ickinger Frühling" statt, mit dem Kuss Quartett, Cuarteto Quiroga, dem Acies Quartett und dem Doris String Quartet.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: