Konzertrezension:Französisches Freundschaftsspiel

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Gelungener Auftakt: Die vier Musikerinnen und Musiker des französischen Ensembles "Quatuor Voce" bei ihrem Auftritt in Icking. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Quartett "Quatuor Voce" eröffnet die Klangwelt Klassik-Saison in Icking

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Icking

Während sich überall die Fußballfans Gedanken machen, wie das Fern-Duell zwischen Frankreich und Deutschland am Tag des zweiten EM-Spiels ausgeht, steht für die Streichquartettfreunde ein besonderer Termin französisch-deutscher Freundschaft an. Im Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium eröffnet der Verein Klangwelt Klassik seine Saison 2021 mit dem Quatuor Voce. Mozarts Quartett in d-Moll KV 421 hatten die vier Streicher mitgebracht, dazu Erwin Schulhoffs fünf Stücke für Streichquartett von 1923 und das zweite Streichquartett von Benjamin Britten aus dem Jahr 1945.

Ein Programm wie geschaffen für die vier Franzosen, die gerne aus der Tradition heraus den Kontext zur zeitgenössischen Musik suchen. Schon mit dem melancholisch gefärbten Mozart zu Beginn beeindruckten die Violinistinnen Sarah Dayan und Cécile Roubin, sowie Bratschist Guillaume Becker und Cellist Francois Robin mit federnd leichtem Spiel und vielfarbigem Ausdruck. Vor allem aber im weiteren Programm zeigten sie ein ungemein emotionales, erfrischendes Musizieren, das geprägt war von jeder Menge Spiellust und Spontanität.

Ein Glücksfall, wenn solche Offenheit auf ein Werk wie die fünf Tanzsätze von Erwin Schulhoff trifft. Der Charme in "Alla Valse viennese", die zwingend spanische Couleur in "Tango Milonga" und die Rasanz in der abschließenden "Tarantella" waren ein Genuss - erst recht nach so langer Spielpause für Musiker wie für Zuhörer.

Zum besonderen Höhepunkt geriet dann noch Brittens Henry Purcell gewidmetes 2. Streichquartett. Mit kühnem Esprit gingen die vier Franzosen diese hintersinnig-herbe Musik an. Die lässt in der barocken Chacony Raum für grandiose Solokadenzen, die Cellist Francois Robin (der für die schwangere Lydia Shelley eingesprungen war) und Primgeigerin Sarah Dayan faszinierend gestalteten. Vier großartige Solisten und exzellente Kammermusiker, die man gerne wieder hören möchte. Dafür kann man ohne Probleme einen Fußballabend sausen lassen.

Nächstes Konzert: Goldmund Quartett, 24. Juli, um 16 und 19.30 Uhr, Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium Icking

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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