Konzertreihe in Bad Tölz:Wunder gibt es immer wieder

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Quartettissimo bringt trotz Corona Star-Ensembles aufs Podium

Von Susanne Hauck, Bad Tölz

Das Ehepaar Kessler kämpft um seine junge Konzertreihe "Quartettissimo!". Es hat chaotische Monate hinter sich: geplatzte Auftritte, weil internationale Musiker wegen strenger Corona-Auflagen nicht mehr kommen konnten, hektische Suchen nach Ersatz, gefolgt von neuerlichen Absagen. Am Ende aber geschehen mit unverhofften Zusagen von gefeierten Musikern wie dem Jerusalem Quartet, dem Armida-Quartett und vielleicht sogar bald dem Artemis-Quartett doch noch kleine Wunder.

Eigentlich hatte sich Christoph Kessler nicht mehr so viel Stress machen wollen wie früher, als er mit den "Meistersolisten im Isartal" ein Dutzend Veranstaltungen und mehr stemmte. Nur noch drei Konzerte im Jahr, der Gesundheit wegen. Es ist jetzt aber gerade diese kleine Zahl, weswegen die Kesslers Konzertausfälle so sehr fürchten. "Wenn man so eine Reihe erst mal unterbricht, ist es schwer, sie wieder aufleben zu lassen", so Christoph Kessler. Dabei hatte sich ihre vom Verein Klangerlebnis vor zwei Jahren ins Leben gerufene Reihe, mit der sie Bad Tölz als Mekka für international führende Spitzen-Streichquartette etablieren wollten, gut entwickelt. "In der ersten Saison haben wir aus dem Stand 200 Karten und am Ende der zweiten 320 Karten pro Konzert verkauft", sagt Kessler und zählt weitere Gradmesser des Erfolgs auf: einen Stamm von 140 Abonnenten und regelmäßiges Interesse des Bayerischen Rundfunks an Konzertmitschnitten.

Die Kesslers entwerfen ein anschauliches Bild von der Zitterpartie als Konzertveranstalter in Zeiten von Corona. Ende September etwa trudelte die Last-Minute-Absage des koreanischen Esmé-Ensembles ein, da war das Ickinger Ehepaar gerade auf der Rückfahrt einer mehrmonatigen Norwegen-Reise. "Wir sind mit dem Wohnmobil sofort auf den Parkplatz rausgefahren und haben wie verrückt das Telefonieren angefangen, der Tenor war, egal, wer kommt, aber Hauptsache bekannt", erzählt Susanne Kessler. Zu ihrer Überraschung hatte das gefeierte Jerusalem-Quartet Zeit, das sonst auf den großen Konzertbühnen der Welt spielt, was seit Monaten nicht möglich war. "Jetzt treten sie erst in der Philharmonie Berlin auf und danach gleich bei uns."

Für die Kesslers mit ihrer 30-jährigen Branchenerfahrung zählt das Jerusalemer Ensemble zu den fünf besten Streichquartetten der Welt, ebenso wie das Artemis Quartett aus Berlin, von dem sie für die nächste Saison eine Dreiviertelzusage haben - abhängig davon, ob eine Münchner Exklusivitätsklausel gekippt wird. Finanzieren lassen sich solche Konzerte nur durch Zuschüsse von Sponsoren und von der Stadt Bad Tölz. Aber die Finanzierung ist es nicht, was Susanne Frey-Allgaier aufseufzen lässt, da sie darauf verweist, dass sich Bad Tölz dadurch kulturell profilieren könne. Die Kurdirektorin denkt an die strengen Hygieneauflagen und die coronabedingte Einlassbeschränkung auf 180 Zuhörer im Kurhaus. "Das ist schon alles sehr betreuungsintensiv, wir haben sogar eigenes Personal dafür engagiert."

Auf das Jerusalem Quartet folgen das italienische Quartetto di Cremona und das Quatuor Modigliani aus Frankreich. Dazwischen findet das Sonderkonzert mit dem Armida-Quartett statt, das für die verhinderten Brentano Strings der vorigen Saison spielt.

Quartettissimo : Armida-Quartett , Sonntag, 6. Dezember, 18 und 20 Uhr; Jerusalem-Quartett , Freitag, 13. November; Quartetto di Cremona, Sonntag, 17. Januar (mit David Orlowsky, Klarinette); Quatuor Modigliani, Freitag, 26. Februar; Beginn jeweils 19.30 Uhr, Gabriel-von-Seidl-Konzertsaal im Kurhaus Bad Tölz. Karten zu 38 und 43 Euro, ermäßigt 19 und 21,50 Euro. Abonnements für 84 und 99 Euro, ermäßigt 42 und 49,50 Euro; Münchenticket und Tourist-Info Bad Tölz

© SZ vom 17.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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