Kommentar zur Surfwelle:Entscheidend is' aufm Wasser

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Der neueste Stadtratsbeschluss ist ein Zeichen des Vertrauens, das letztlich nur die aktiven Surfer aus der ganzen Region belohnen können.

Von Konstantin Kaip

Das Klischee, dass Surfer nur faul am Strand abhängen und auf die nächste Brandung warten, hat der Verein "Surfing Wolfratshausen" eindrucksvoll widerlegt: mit beispiellosem Engagement für den Traum von der Welle an der Loisach. Schließlich haben die Mitglieder bislang jede noch so hohe Hürde überwunden. Nach dem "Weihnachtswunder" durch Crowdfunding, mit dem sie im Winter 2019 in wenigen Tagen eine Finanzierungslücke von 60 000 Euro geschlossen haben, wollen sie nun die erneuten Mehrkosten von 172 000 Euro für den Bau aus dem Betriebsüberschuss an die Stadt zurückzahlen.

Dass viele Stadträte da nicht mitziehen wollten, ist nachvollziehbar - wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Welle, mittlerweile ein Millionenprojekt, ursprünglich einmal mit 300 000 Euro beziffert wurde und der Stadtrat seinen damals vorgesehenen Anteil von 100 000 mit dem Kostendeckel, der nun aufgehoben wurde, schon vervierfacht hatte. Dass die meisten Stadträte dem Verein dennoch ihr Vertrauen ausgesprochen haben, ist angesichts der bereits ausgegebenen 200 000 Euro für Planung ebenfalls verständlich. Es ist aber auch ein Signal, dass so ein starker Einsatz aus der Bürgerschaft hoch angerechnet wird.

Der Beschluss ist auch ganz schön mutig. Schließlich vertraut er einem Engagement, das schon fast beängstigend ist. Denn damit die Rechnung des Vereins aufgeht, muss die Welle stark genutzt werden. Dafür reichen keine Unterstützer, die in Wolfratshausen gerne Wassersport-Exoten zusehen und sie stolz ihren Gästen präsentieren würden, wie das die Münchner am Eisbach tun. Es braucht viele Wellenreiter aus der Region, die dort regelmäßig aufs Brett steigen und dafür - anders als am Eisbach - auch bezahlen. Das Vertrauen in den Verein können letztlich nur die aktiven Surfer belohnen. Um es mit Adi Preißler zu sagen: Entscheidend is' aufm Wasser.

© SZ vom 15.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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