Kommentar zur Geretsrieder Bürgermeisterwahl:Endlich rührt sich was

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Lähmende Selbstgewissheit kann umso weniger aufkommen, je stärker die Herausforderungen sind. Und die gibt es nun in Geretsried...

Von Felicitas Amler

Es geht ja doch. Während andere Parteien und Gruppierungen die Ansicht geäußert haben, gegen diesen Bürgermeister würde man einen Kandidaten oder eine Kandidatin doch bloß "verbrennen", stellen sich FDP und Grüne der demokratischen Kür. Beide Parteien treten mit eigenen Bewerbern an. Das ist gut für Geretsried. Denn nun hat die Stadt eine echte Wahl. Und wahrscheinlich ist es sogar gut für den bisher so unumstrittenen Amtsinhaber. Denn lähmende Selbstgewissheit kann umso weniger aufkommen, je stärker die Herausforderungen sind.

Und die wird es nun geben. Beide, FDP und Grüne, wollen Themen besetzen. Verkehrs- und Familienpolitik sind es bei den Liberalen, Klimaschutz und Bürgerbeteiligung bei der prospektiven Grünen-Kandidatin Martina Raschke. Bürgermeister Michael Müller und seine CSU werden vermutlich erwidern, auf all diesen Feldern tue die Stadt doch schon allerhand. Aber eben dies werden sie auch belegen und begründen müssen. Also wird etwas entstehen, was im Geretsrieder Stadtrat in den noch nicht ganz sechs Jahren seit Müllers Amtsantritt eher selten zu erleben war: eine Auseinandersetzung im besten Sinn dieses Wortes. Allzu oft war von Vertretern der anderen Fraktionen offen und im vertraulichen Gespräch zu hören, "er" mache seine Sache doch sehr gut, da gebe es wenig auszusetzen. Wenn dies ausgerechnet jene Parteien behaupten, die immerhin mit einer eigenen starken Programmatik aufzuwarten hätten, läuft doch etwas falsch. Wozu SPD wählen, wenn die fast alles gut findet, was der CSU-Mann repräsentiert? Und wozu Grüne?

Wenigstens bei diesen hat sich die Frage jetzt erledigt. Sie haben eine Kandidatin. Und für eine grüne Partei ist Martina Raschke mit ihren umfassenden energiepolitischen Erfahrungen geradezu ein Geschenk. Dass sie außerdem eine geschulte Beraterin und Mediatorin ist, lässt einen strukturierten Wahlkampf erwarten. Den hatte bei seiner ersten Kandidatur 2014 auch Michael Müller geliefert. Er hat damals Themen gesetzt und neue Impulse. Wenn ihn dabei nun gleich zwei Konkurrenten herausfordern, kann es endlich mal wieder spannend werden in Geretsried.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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