Bad Tölz ist nur eine von vielen Städten, durch die sich immer noch eine Hindenburgstraße zieht. Von Hamburg bis nach Garmisch-Partenkirchen ist der ehemalige Reichspräsident noch mancherorts im Straßenbild präsent. Aber: Ebenso verbreitet ist nach neueren Forschungen auch die kritische Auseinandersetzung mit Hitlers Wegbereiter. Immer kleiner wird die Gruppe der Kommunen, die sich noch eine Hindenburgstraße leisten. Bad Tölz tut sich schwer mit dem Thema. Fragt sich, woher diese Berührungsangst kommt. Ein überzeugendes Argument, warum Hindenburg kein Thema für Tölz sein soll, hat keiner.
Die Stadt hat eine sehr braune Vergangenheit. Das weiß man, redet aber nicht gerne drüber. Das heutige Dienstleistungszentrum mit Landratsamt, Polizei und Finanzamt auf der Flinthöhe war einst eine SS-Junkerschule, in der Elitesoldaten herangezogen wurden. Lediglich ein paar kleine Tafeln im Foyer des Landratsamts erinnern an die unrühmliche Vergangenheit. Immerhin. Sie werden aber so dezent präsentiert, dass man sie leicht übersehen kann.
Der Historische Verein, ein rühriger Zusammenschluss von geschichtsinteressierten Tölzern, kümmerte sich - jedenfalls bisher - lieber um andere Zeitabschnitte an der Isar als um die NS-Zeit. Der Vorsitzende Claus Janßen ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um die Vergangenheit der Stadtpfarrkirche geht. Bürgermeister Josef Janker will in Sachen Hindenburg nichts übers Knie brechen. Das verlangt auch keiner. Eine Diskussion aber ist überfällig. An ihr führt nach den neueren Forschungen zu Hindenburg kein Weg vorbei.
Und wenn eine Umbenennung realistisch wird: Gabriel von Seidl wäre eine Alternative. Das Tölzer Gymnasium trägt seinen Namen schon, und es liegt an der heutigen Hindenburgstraße.