Kommentar:Potenzial erkannt

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Mit dem Kauf des Boodevaar-Turms beweist die Stadt Wolfratshausen endlich einmal Entschlusskraft

Von Konstantin Kaip

Mit dem Kauf des so genannten Boodevaar-Turms am Loisachufer hat der Wolfratshauser Stadtrat eine Chance genutzt. Das Gremium, das bei Entscheidungen mit Auswirkungen auf den Haushalt in der Vergangenheit oft genug durch eher zauderhaftes Verhalten aufgefallen ist, wagt eine Investition in die Zukunft. Statt einer Zwischenlösung zur Miete für das neue Büro von Stadtmanager und Kulturamt haben die Bürgervertreter im Rathaus beschlossen, dafür ein zentrales, repräsentatives Gebäude zu erwerben. Die Gelegenheit war günstig, und es ist gut, dass sie ergriffen wurde. Denn sie sichert die Position der Stadt an einer entscheidenden Lage.

Das westliche Loisachufer soll schließlich zum Aushängeschild Wolfratshausens werden: als eine Flaniermeile mit Cafés, Freischankflächen und Spiel- statt Parkplätzen. Der Beschluss dazu ist schon einige Jahre alt. Dass das Potenzial, zwischen Fluss und Marktstraße eine städtebaulich reizvolle Fläche mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, bislang noch nicht genutzt wurde, hat wiederum viel mit dem Hang des Stadtrats zum Zögern zu tun. Der in diesem Sinn überraschende Kauf des Boodevaar-Turms aber sichert der Stadt nun das Portal zur künftigen Flaniermeile: zusammen mit dem ehemaligen Archiv gegenüber, das nach Stadtratsbeschluss künftig zu einem neuen Heimatmuseum umgebaut werden soll. Eine bessere Lage für das Büro eines City-Managers mit Touristeninformation, Kartenverkauf und Kulturamt gibt es eigentlich nicht.

Mit dem Kauf schließt der Stadtrat auch eine Lücke. Schließlich gehört nun der gesamte Komplex zwischen Loisach und Markt der Stadt: mit dem Untermarkt 10, in dem derzeit noch das Heimatmuseum untergebracht ist. Die Zukunft des denkmalgeschützten prominenten Eckhauses ist allerdings noch offen - weil im Stadtrat angesichts der teuren Sanierung immer wieder gezaudert wurde. Die Entscheidung, wie es mit der Immobilie weitergeht, wird die Entwicklung des gesamten Quartiers maßgeblich beeinflussen. Der Stadtrat täte daher gut daran, auch beim Untermarkt 10 Entschlusskraft zu zeigen und eine Chance zu nutzen - egal, ob es sich dabei um das Angebot eines Investors oder den Beschluss einer eigenen hohen Investition handelt.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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