Kommentar:Muskelrollen und Wehklagen

Der CSU geht es in diesem Wahlkampf wieder ums Ganze, das war am Stammtisch in Geretsried zu spüren

Von Felicitas Amler

Alles wieder da: Bleistifte und Gummibärchen, Post-its, Faltblätter und Ansichtskarten voller Konterfeis. Aus dem Wahlkampf-Füllhorn, das die CSU am Sonntag an ihrem Geretsrieder Stammtisch öffnete, purzelten außerdem ein weiß-blauer Bundesliga-Tippzettel, der die Worte "Die Hinrunde" und "CSU" aufs Schönste vereint, und eine Wäscheklammer mit dem Aufdruck "Nicht vergessen". Wer könnte vergessen, dass am 14. Oktober Landtagswahl ist - bei so viel Zuwendung von dieser und anderen Parteien.

Der CSU geht es wieder ums Ganze, das war in Geretsried zu spüren. Bekannt starke Worte ("Wir sind seit siebzig Jahren die Besten und wollen die Besten bleiben") wechselten sich mit überraschend neuen Wehklagen ab. Die CSU, so war zu hören, werde von den Medien sträflich ignoriert, der hiesige Abgeordnete werde oft in Wort wie Bild einfach weggelassen. Es fielen Begriffe wie "als Hinterwäldler dargestellt", "extrem schlecht rüberkommen" und "Persona non grata". Mit Staunen vernahmen die wenigen parteifremden Besucher, dass namentlich der Bayerische Rundfunk die CSU nicht selten ausblende. Eine wahrhaft besorgniserregende Entwicklung in einem Land, in dem die Partei früher schon mal den ganzen Sendebetrieb ausschalten konnte.

Ansonsten aber ist im weiß-blauen Freistaat alles wie immer bei der CSU in besten Händen und dank der CSU auf gutem Weg. Von den Kindergärten bis zur Pflege im Alter, von der Geburtshilfe bis zum Breitbandausbau: Die Staatsregierung "liefert", so Martin Bachhuber dann doch wieder ganz selbstbewusst. Seine Prognose für die Wahl glaubt man denn auch gern: "Die Wahrheit liegt in der Urne."

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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