Kommentar:Himmel ohne Sterne

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Bei der Gestaltung des Karl-Lederer-Platzes in Geretsried bleiben zwei schöne Elemente Visionen

Von Felicitas Amler

Was für ein Frust muss das manchmal für Architekten sein: Da legen sie die schönsten Entwürfe hin, planen, skizzieren, stimmen Ideen, Konzepte, Materialien und Wirkungen aufeinander ab, visualisieren, erklären wortreich und anschaulich, wie sich eins zum andern und alles zu einer runden Sache fügt. Und dann kommen die Bauherren. Knapsen hier was ab, wollen dort etwas sparen und sehen da einfach keinen Weg der Umsetzung. Was bleibt am Ende vom großen Ganzen? Das wird sich am Karl-Lederer-Platz in Geretsried schon bald zeigen. Man wird die Bilder dann nebeneinanderhalten können: die Visualisierungen aus dem Hause Kehrbaum Architekten und die Realisierung der Stadt Geretsried.

Der funkelnde Himmel über dem neuen Stadtzentrum ist jedenfalls schon runtergefallen. Die luftig leichte Lichterlösung scheitert an den schwerfälligen Anliegern. Aber dass ein Kernstück der viel beschworenen Urbanität dahin ist - das liegt nur am Stadtrat. Der hat am Dienstag keine Mehrheit für die große Lösung des Aufzugs aus der Tiefgarage gefunden. Natürlich wäre die Mediensäule mit LED-Bildschirmen und Stripes für die Stadt hübsch teuer geworden. Aber was für eine Chance! Geretsried hätte sich hier als wahrhaft urban präsentieren können. Mit modernster Technik und mit der effektvollen Darstellung all dessen, was sich kulturell, sportlich, gesellschaftlich in der größten und in vielerlei Hinsicht ambitioniertesten Stadt des Landkreises tut. Wo, wenn nicht in einem Zentrum, sollte sich eine Stadt so zeigen. Wo, wenn nicht im Zentrum, könnte sie einen solchen Akzent setzen. Die moderne, schicke und smarte Variante einer Litfaßsäule hätte Geretsried gut angestanden.

Und eben dies haben ja auch 15 Stadträte vertreten. Genau eine/r zu wenig für eine Mehrheit. Was für ein blöder Lapsus zum Ende einer bald vier Jahre währenden Zentrumsplanung. Sollte das wirklich das letzte Wort sein? Oder greift vielleicht doch noch jemand die sehr plausible Anregung von Andreas Rottmüller auf, die großen Bauherren am Platz - Krämmel, Sparkasse und Projekt KLP - könnten etwas Geld für ein Geretsrieder Alleinstellungsmerkmal lockermachen?

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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